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Grünes Band – dunkle Vergangenheit, grüne Zukunft

Das Grüne Band ist ein historisches Vorhaben von zunehmender Relevanz in der heutigen Zeit. Angesichts der bedrückenden Realität des Artensterbens und des Verlusts an Biodiversität bietet es einen Hoffnungsschimmer. Auch wenn es nicht neu ist, ist es ein essenzielles Projekt, das motiviert und inspiriert. Außerdem bietet es eine konkrete Möglichkeit, aktiv für eine lebenswerte Zukunft zu werden.
Ausblick auf eine Mänder der Thaya im Grenzgebiet Tschechien/Österreich - ein Teil des Grünen Bands

Der Nationalpark Thayatal beziehungsweise Národní park Podyjí ist eines von 150 Naturschutzgebieten entlang des Grünen Bands (Foto: Pixabay, Neo98)

Historie des Grünen Bandes

Der Eisene Vorhang war 40 Jahre lang eine unüberwindbare Grenze, die sich über 12.500 Kilometer und 24 Länder vom hohen Norden Europas bis zum Schwarzen Meer erstreckt. Die Idee, dieses Gebiet als Naturschutzgebiet zu nutzen, entstand nach dem Fall des Eisernen Vorhangs 1989 in Deutschland. Das Grüne Band sollte als Symbol der Überwindung von politischen und ideologischen Grenzen in ein Schutzgebiet für die einzigartige Flora und Fauna umgewandelt werden. Das Gebiet ist ein Mahnmal zur Erinnerung an die tödliche Vergangenheit der Grenze und gleichzeitig eine Chance für den Erhalt von Naturlebensräumen Europas.

Einmaligkeit des Grünen Bandes

Auf der Fläche des 12.500 Kilometer langen und meist 50 bis 200 Meter breiten Grenzstreifens konnten sich während des Kalten Krieges viele bedrohte Arten nahezu ungestört entwickeln. Von besonderem Wert ist allerdings nicht nur die Nutzungspause von mittlerweile 70 Jahren, sondern auch die Tatsache, dass das Grüne Band einen einzigartigen Verbindungskorridor zwischen einer Vielzahl von Lebensräumen Europas darstellt. Dieser Korridor ermöglicht es Tieren, sich über weite Strecken frei zu bewegen. Die von wachsenden Siedlungsräumen und einem ausgedehnten Straßennetz zerschnittene Landschaft ist eine der Hauptursachen für das Artensterben und den Verlust der biologischen Vielfalt. Das Grüne Band stellt daher ein unersetzliches und in seinen Ausmaßen einmaliges Biotopverbundsystem in unserer Kulturlandschaft dar. Der Streifen beherbergt über 1.200 Pflanzen- und Tierarten. Die natürlichen Lebensräume reichen von Feuchtgebieten, Flüssen, Sümpfen, Seen und Wäldern über Dünen, Strände und Küsten bis hin zu offenen Wiesen und Felsen.

Grenzzaun entlang des Eisenen Vorhangs bzw. dem Grünen Band

Das Grüne Band kann mit dem Rad erkundet werden: 2014 wurde der Radfernweg Iron Curtain Trail entlang des ehemaligen Eisenen Vorhangs eröffnet. (Foto: Pixabay, eliver22)

Grünes Band Österreich

In Österreich erstreckt sich das Grüne Band fast 1.300 Kilometer. Es reicht vom Böhmerwald bis zum Neusiedlersee und den March-Thaya-Auen bis zum Dobratsch. Eine Vielzahl von seltenen und gefährdeten Arten, sowohl Tiere als auch Pflanzen finden hier einen Lebensraum. Dies macht die Bedeutung für Naturschutz und Biotopverbund unvergleichlich.

Seltene Flora und Fauna

  • Breitblättriges Knabenkraut, Küchenschelle, Trollblume, Arnika
  • Schwarzstorch, Wanstschrecke, Braunkehlchen, Flussperlmuschel, Goldener Scheckenfalter, Wachtelkönig, Fischotter, Wildkatze, Luchs
Der Eisvogel

Viele seltene Vogelarten beziehen ihren Rückzugsort im Naturjuwel Grünes Band. So auch der Eisvogel (Foto: Pexels, Monique Laats)

Aktiv werden für das Grüne Band

Auch du kannst dich aktiv am Schutz des Grünen Bandes beteiligen. Etwa durch körperliche Mithilfe an verschiedenen Naturschutzprojekten oder mit einer Spende. Ein herausragendes Beispiel ist das jährlich stattfindende Green Belt Work Camp des Naturschutzbund Niederösterreich. Gemeinsam mit internationalen Freiwilligen kannst du dich für den Erhalt und die Pflege dieses einzigartigen Naturerbes einsetzen. Konkret bedeutet dies unter anderem, am Grünen Band Niederösterreichs Biotoppflege zu betreiben und beispielsweise invasive Arten zu entfernen, sodass die einheimische Pflanzenwelt stabilisiert werden kann. Dein Einsatz wird mit Kost und Logis, Naturschutzwissen und Einblicken in die lokale Lebenskultur belohnt. Wir sprechen aus Erfahrung: Unsere Obfrau Barbara (2018) und unsere Blogautorin Luise (2023) haben die Camps aktiv mitgestaltet. Hier gibt es einen Rückblick vom Green Belt Camp 2023.

Wenn du das Grüne Band kennenlernen möchtest, bietet der Naturschutzbund Österreich das ganze Jahr eine Vielzahl an Veranstaltungen.

Pflegeeinsatz am Grünen Band

Beim Green Belt Work Camp werden jährlich Pflegemaßnahmen am Grünen Band durchgeführt. Freiwillige mähen, schneiden und rechen gemeinsam, um Naturlebensräume zu erhalten. (Foto: Luise Heckel)

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Ein Artikel von Luise Heckel
veröffentlicht am 6.02.2024
Als graduierte Soziologiestudentin interessiere ich mich für gesellschaftliche Themen. Insbesondere fasziniert mich dabei das Mensch-Tier-Verhältnis (Human-Animal-Studies). Privat bin ich zweifellos eine Katzennärrin.
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