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Frucht des Monats: die Quitte

Unter den alten Obstsorten, die aktuell eine Renaissance erleben, gilt die Quitte als besonders edel und wertvoll. Vermutlich wurde sie bereits vor 6.000 Jahren kultiviert und vor allem von den Griechen und Römern wegen ihrer vielfältigen kulinarischen Möglichkeiten und ihrer Heilwirkung geschätzt. Die Kochbuch-Autorin und Ernährungssoziologin Michaela Russmann stellt das besondere Obst vor.

Retro und schmackhaft (Foto: Jochen Russmann)

Im Ethik.Guide, dem nachhaltigen Einkaufsführer, findest du in der Kategorie Lebensmittel sämtliche Bezugsquellen für einen genussvollen und klimafreundlichen Ernährungsstil: Bioläden und –Lebensmittelmarken, Unverpackt-Läden, Bio-Bäcker und –Winzer, Biokisten-Zusteller und Solidarische Landwirtschaften, aber auch Adressen von Selbsterntefeldern. Es kann auch nach veganen Anbietern oder bioveganer Landwirtschaft gefiltert werden.

In einem fernen Land

Der östliche Kaukasus und der Transkaukasus waren die ursprüngliche Heimat der Quitte. Erste Nachweise über ihre Kultivierung reichen 4.000 Jahre zurück. Auch ihre frühe Verbreitung in Syrien, Afghanistan und der Türkei könnte auf menschlichen Einfluss zurückgehen. Der Anbau in Mitteleuropa erfolgte erst im 9. Jahrhundert und war bis zum 19. Jahrhundert sehr beliebt. Dann wurde diese Obstgattung von Äpfeln und Birnen verdrängt, deren Verarbeitungsweise einfacher und weniger kraftaufwendig war.

Quitte, die heilige Frucht der Aphrodite

Eine bedeutende Rolle spielt die Quitte in der griechischen Mythologie. Der Liebesgöttin zugeordnet,galt die gelbe Frucht als Symbol für Liebe, Glück und Fruchtbarkeit und war obendrein auch noch heilig. Zur Familie der Rosengewächse gehörend, nennt man sie im deutschsprachigen Raum auch Schmeckbirne, Kido oder Kütte.  Es wird gemunkelt, dass der Apfel, den Paris der schönen Helena überreichte, eigentlich eine Quitte gewesen sei. Und schon Plinius (ein römischer Gelehrter, geb. 23 oder 24 n. Chr.) erwähnte zwei Quittensorten (Apfel- und Birnenquitte), die noch auf einem Wandbild im Pompeji zu sehen sind.

Quittes niedrige Standortansprüche

Die Quitte ist eine sehr genügsame Frucht und benötigt nicht besonders viel Platz. Das Obstbäumchen ist niedrig und wächst zudem sehr langsam. Am liebsten ist ihm ein warmes Plätzchen mit trockenem und nährstoffreichen Boden – nasse Füße mag der Quittenbaum nämlich gar nicht.

In Europa werden Quitten eher in südlichen Gegenden angebaut. Gewerbsmäßig werden sie vereinzelt aber auch im mitteleuropäischen Raum und sogar in Wien ausserhalb der üblichen Hausgärten kultiviert. Geerntet werden Quitten ab Anfang Oktober bis zu Frostbeginn. Dabei wird darauf geachtet, dass die Früchte so lange wie möglich am Baum bleiben, denn je länger gereift desto aromatischer der Geschmack.

Die heilende Quitte

Die Heilwirkung der Quitte ist umfassend. Eingesetzt wird sie als Mus oder Saft gegen Bronchitis, Halsschmerzen, Husten, Schlaflosigkeit, Bluthochdruck, Verdauungsbeschwerden und Unruhe. Aufgrund des hohen Fruchtsäure- und Gerbstoffgehalts nutzte bereits Hippokrates die Frucht als blutstillendes Mittel. Weitere wichtige Inhaltsstoffe sind zum Beispiel Zink und Vitamin C. Ein Tee von getrockneten Quittenstückchen kann Wunder wirken und findet insbesondere in der ayurvedischen Heilkunst ihre Anwendung.

Quittes Küchenrenaissance

Viele wissen mit der steinharten, aber sehr aromatischen und säuerlichen Frucht oftmals nichts anzufangen. Dabei kann man aus ihr unzählige Gerichte zubereiten. Nur frisch vom Baum ist die Frucht der Götter eher ungenießbar. Hauptsächlich verwendet wird sie für Quittengelee – dafür ist sie dank des hohen Gehalts an Pektin perfekt geeignet. Des weiteren wird sie zu Chutneys, Marmelade, Kompott, Mus oder Saft verarbeitet. Das säuerliche Aroma harmoniert auch mit pikanten Gerichten und kann zudem hervorragend mit Äpfeln, Birnen oder Beeren kombiniert werden.

Quitten halten gekühlt und luftig gelagert gut 8 Wochen – bei zu langer Lagerung wird die Frucht innen leicht bräunlich. Einmal verliebt in die Quitte, lässt sie einen nicht mehr los. Die magische Ausstrahlung, urige Form und der der Duft der fast vergessenen Köstlichkeit verleiten zu manch leidenschaftlichen Kochstunden.

Rezept zur heiligen Quitte: Fruchtiger Quittencrumble mit Cranberries

(Foto: Jochen Russmann)

Für eine kleine Auflaufform voller Aroma, ergibt 2 bis 4 Portionen – je nach Hunger ;-)

Zutaten:

  • 1 Quitte
  • 3 EL Zitronensaft (wer ist nicht gerne säuerlich hat, auf 2 EL reduzieren)
  • 2 EL Rohrzucker
  • 1 Prise Zimt
  • 1 Packung Vanillezucker
  • 90g Rohrzucker
  • 150g Mehl
  • 90g vegane Butter
  • 1 handvoll grob gehackte Walnüsse
  • 1 handvoll getrocknete Cranberries (ersatzhalber können auch Rosinen oder andere Trockenfrüchte verwendet werden)

Die Quitte entkernen und in dünnste Scheiben schneiden. In einer Schüssel Quittenscheiben, Zitronensaft, die 2EL Rohrzucker, Zimt und Vanillezucker vermengen und 20 Minuten ziehen lassen.

Zucker, Mehl und ganz klein geschnittene, vegane Butter zu einem bröseligen Teig verarbeiten.  Die Quitten in eine Auflaufform geben und gehackte Walnüsse wie auch die Cranberries darüber streuen. Den Streuselteig auf dem Obst locker verteilen (nicht andrücken!) und alles zusammen im vorgeheizten Backrohr bei 180° für gut 25 Minuten goldbraun backen. Dazu passt hervorragend ein Kügelchen veganes Vanilleeis!

Michaela Russmann liebt die gesunde und vegane Küche. Ganz unter dem Motto HealthUpYourLife bietet sie Workshops, Seminare und Einzelcoachings zum Thema „Vegane Rohkost im Alltag“ an. „Nichts fühlt sich besser an, als gesund zu sein“, sagt die Ernährungssoziologin Russmann und zaubert Gerichte weit weg von Gurkenscheiben und Karottensticks. Die Vielfalt der veganen Möglichkeiten zeigt sie in ihren zahlreichen Rohgenuss-Kochbüchern und Workshops.

Die Serie: In unserer Serie stellt Michaela Russmann ein jeweils zum Monat passendes saisonales Gemüse, Obst oder Getreide vor. Darunter finden sich auch alte Sorten und Raritäten. Diese sind nicht nur für unsere Umwelt gut, sondern auch für unsere Gesundheit und nicht zuletzt unseren Gaumen.

Alte Sorten gibt es meist nicht im Supermarkt um die Ecke. Genau darum geht es: Der Garten von Mutter Erde hält soviel mehr an Vielfalt bereit als die wenigen, hochgezüchteten, oft auch noch importierten Sorten, die es weiträumig zu kaufen gibt. Wir glauben, dass der Pflanzenanbau der Zukunft sich wegbewegen muss vom Monokultur-Anbau weniger Allerweltssorten hin zur biologischen Anbauweise vieler, regional unterschiedlicher Sorten. Und wir glauben, dass zu einer ausgewogenen, abwechslungsreichen und spannenden pflanzlichen Ernährung diese vielfältigen Pflanzenarten dazu gehören. Deshalb möchten wir sie dir mit dieser Serie nahe bringen. Auch weil die Nachfrage das Angebot bestimmt.

Bezugsquellen: Michaela Russmann verwendet meist Obst und Gemüse, das saisonal erhältlich ist. Die Sortenraritäten gibt es in manchen Bioläden, als Ernteanteil bei Solidarischen Landwirtschaften, auf Bauernmärkten und bei den Kooperationspartnern des Vereins Arche Noah, der sich um den Erhalt der Sortenraritäten kümmert.

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Ein Artikel von Michaela Russmann
veröffentlicht am 5.10.2021
Michaela Russmann liebt es zu kochen und hält insbesondere zum Thema Rohkost Workshops und Seminare ab. Darüber hinaus veröffentlichte sie etliche Kochbücher wie "...aber vegan", "Die vier Jahreszeiten" oder "Jeder Tag ein Fest". Infos unter rohgenuss.at.

2 Kommentare

  • Michaela sagt:

    Liebe Petra, bin mächtig stolz auf dich! :)

  • Petra sagt:

    Endlich habe ich es geschafft und das 1. Rezept von Michaela Russmann nachgebacken: Quittencrumble. Wunderbar!!! Das gelang sogar einer Nichtbäckerin wie mir :-)

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