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SOLAWI: Ein Stück Utopie? (Teil 1)

Achtung, dieser Post ist bereits aus dem Jahr 2016. Einige Informationen könnten veraltet sein.
Nachdem erfreulicherweise immer mehr SOLAWIs in und um Österreich entstanden sind, möchte animal.fair neben gratulieren auch einen inhaltlichen Beitrag bringen: Im heutigen 1. Teil wollen wir euch das Konzept der Solidarischen Landwirtschaft näher bringen. In einem 2. Teil folgt dann die Vorstellung zweier spannender Neulinge auf dem Gebiet. SOLAWI – eine Art des Landwirtschaftens, die ohne Menschenausbeutung, Chemie, Exklusion, Zwischenhändler und Profit auskommt – klingt paradiesisch? Es ist aber Realität.
Solawi Jölfhof © Judith Fischer

Solawi Jölfhof © Judith Fischer

Solidarische was?

Die erste solidarische Landwirtschaft in Österreich war die GELA Ochsenherz. Nach ihr folgten vor allem in den vergangenen Jahren viele weitere Höfe ihrem Beispiel. Besonders im Osten Österreichs kann man aus einem Pool von unterschiedlichsten SOLAWIs auswählen (siehe Karte unten). Aber wie funktioniert das Ganze eigentlich? Normalerweise wird bei einem Einkauf im Supermarkt das Produkt erworben und damit finanziell gefördert. Doch: Wie viel davon bekommen die ProduzentInnen, sprich LandwirtInnen? Wer steigt aus dem Tauschhandel am besten aus? Wie der Preis aufgesplittet wird, bleibt im Verborgenen.

Karte der vernetzten SoLawIstinnen im Raum Österreich

Karte der vernetzten SoLawIstinnen im Raum Österreich

Im Fall der SOLAWI sind die Finanzen transparent, man ist dazu aufgefordert selbst mit zu planen, sich Gedanken über ein Erntejahr zu machen und sich in die Situation von LandwirtInnen zu versetzen. Es geht dabei nicht um Profitsteigerung oder hohe Gewinne. SolawistInnen verpflichten sich, die Verantwortung und damit auch Risiken einer Landwirtschaft für ein Jahr gemeinsam mit den LandwirtInnen zu übernehmen. Dafür bekommen sie ihre Ernteanteile monatlich oder wöchentlich. Damit sind Zwischenhändler ausgeschaltet und die Preise fair gestaltet. Außerdem besteht ein direkter Kontakt zwischen KonsumentInnen und ProduzentInnen, was deren Ernährungssouveränität steigert. Das bedeutet eine Auflösung des Nachfrage-Angebot-Verhältnisses sowie Unabhängigkeit von der gegenwärtigen Lebensmittelindustrie.

Gleiches Prinzip, individuelle Umsetzung

Je nach SOLAWI variiert der Beitrag, da es auch unterschiedliche Schwerpunkte gibt (beispielsweise biovegan oder Eingekochtes). Je nach SOLAWI-Gemeinschaft kann eine freiwillige Mitarbeit auf dem Feld (oder wo auch immer) gegen den finanziellen Beitrag aufgewogen werden. So zahlen schlechter Verdienende weniger als Besserverdienende. Faire Löhne und leistbare Preise sind damit ebenfalls gegeben. So eine Gemeinschaft ist rundum nachhaltig: sozial und ökologisch. Nicht nur lokale Lebensmittel werden gefördert, sondern auch lokale Kleinstrukturen lassen sich durch eine gemeinsame Finanzierung aufrecht erhalten. Nicht nur ein Kleinbauernbetrieb konnte gerettet werden, oftmals ist es die einzige Chance, dem Preis-Dumping stand zu halten.

Prekäre Situation der saisonalen ArbeitnehmerInnen

erntehelfer

Erntehelfer © Immanuel Giel, Wikimedia Commons

Dies kann in der Österreichischen Landwirtschaft leider nicht durchgehend behauptet werden. LandwirtInnen müssen sparen und darunter leidet immer jemand anderer. Der Standard berichtet in der Ausgabe vom 26. September 2016 über katastrophale Arbeitsbedingungen von ErntehelferInnen, die für Schwerstarbeit im Burgenland pro Stunde 6,23 € verdienen. Die Bezahlung erfolgt oftmals sehr sporadisch. Eine Betroffene etwa muss ihren ausstehenden Lohn bei der Gewerkschaft einklagen. An Überstunden oder Urlaube ist nicht zu denken. Die saisonalen ArbeitnehmerInnen wohnen teilweise im Bauernhaus, erledigen Hausarbeiten, leben sozusagen wie (moderne?) Mägde und Knechte.

Zwei Neuheiten – eine Realität

Um mehr über die Motivationen zu erfahren, warum man als Produzent eine SOLAWI gründet und welche Möglichkeiten und Herausforderungen es dabei gibt, haben wir stellvertretend zwei SOLAWI-Betreiber getroffen und sie nach ihren Erfahrungen gefragt:

© Solawi Radix am Biohof Unger

© Solawi Radix am Biohof Unger

In einem Gespräch erzählt der Gründer der SOLAWI Radix am Biohof Unger, Thomas, über seine Beweggründe für eine biovegane Landwirtschaft, wie man „Schädlinge“ fern hält und über den Alltag auf dem Hof. Außerdem berichten uns Jörg und Ralf bei einer Erkundungstour auf dem Jölfhof nahe des ungarischen Györ von ihrem Wissen und wie sie für ihre SolawistInnen einkochen…

…Fortsetzung folgt in unserem 2. Teil zur SOLAWI in und um Österreich.

 

Alle SOLAWI-Betriebe könnt ihr in unserem Ethik.Guide finden.

Zum Weiter- oder Nachlesen

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Ein Artikel von Judith
veröffentlicht am 28.10.2016
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