,

Veganer Biowein – Interview mit dem Weingut Hareter

Veganer Wein aus biologischem Anbau verbindet ethische und ökologische Aspekte zu einer nachhaltigen Genusserfahrung. Bei der Herstellung dieses Weins werden keinerlei tierische Produkte wie Gelatine oder Eiweiß verwendet. Biologische Anbaumethoden unterstreichen zudem das Bekenntnis zur Umweltfreundlichkeit, indem konventionelle Düngemittel und Pestizide vermieden werden. Wir haben mit dem Bio-Weingut Hareter aus Weiden am See gesprochen. Es folgt eine persönliche Perspektive auf veganen Wein aus biologischer Herstellung.

Das Weingut von Thomas Hareter und Claudia Hareter-Kroiss ist bereits seit dem Jahr 2009 bio-zertifiziert (Foto: Weingut Hareter)

Wie kam es, dass Sie Wein biologisch anbauen? Warum haben Sie sich gegen die Verwendung von Tierprodukten bei der Filterung entschieden?

Unser Ziel war (und ist) es, den Wein so pur wie möglich auszubauen. Die biologische bzw. biodynamische Landwirtschaftsweise ist die Voraussetzung dafür. Tierische Produkte einzusetzen ist für „puren Wein“ ein absolutes No-Go. Wein muss pflanzlich bleiben. Für uns gilt: Grapes only!

Welche Vorurteile haben Sie über veganen Wein aus biologischer Landwirtschaft gehört?

Dass man Kompromisse beim Geschmack machen muss, wenn der Wein biologisch ist. Dass ein Wein NICHT vegan sein kann, ist vielen gar nicht bekannt. Einige sind tatsächlich überrascht, dass veganer Biowein „eh ganz normal gut“ schmeckt. Vorurteile sind noch vorhanden, werden aber deutlich weniger.

Welche Vor- und Nachteile bringt die Herstellung von veganem Wein aus biologischer Landwirtschaft? Wie schätzen Sie beispielsweise den Aufwand ein?

Aus unserer Sicht ist eine biologische/biodynamische Weinerzeugung die einzige Alternative. Intakte, vitale Pflanzen, nachhaltige Kreislaufwirtschaft, von Boden und Herkunft geprägte individuelle Weine, low intervention (vegan versteht sich von selbst) – das sind unsere Motivatoren! Auch wenn der Aufwand höher ist.

Weinfass mit veganem Wein aus Bioanbau

In diesen Holzfässern lagert der vegane Biowein des Weinguts Hareter (Foto: Weingut Hareter)

Inwiefern unterscheidet sich der Geschmack von veganem Wein aus biologischem Anbau zu konventionell hergestelltem Wein?

Der geschmackliche Unterschied zum konventionellen Wein liegt unserer Ansicht nach im Gerbstoffbereich. Viele konventionelle Weine müssen Gerbstoff-geschönt werden, da die konventionellen Trauben mehr Gerbstoffe in der Beerenhaut haben. Die Haut der Biotrauben ist nicht bitter. Je weniger der Wein verarbeitet ist, desto lebendiger, komplexer schmeckt er. Bioweine sind weniger uniform als konventionelle Weine. Für konventionelle Weintrinker sind Bioweine manchmal herausfordernd, weil sie feiner und strukturierter sind. Oft ist der Alkohol bei Bioweinen niedriger (kein Zuckerzusatz, keine künstliche Most-Konzentration, keine zugesetzten Hefen) und die vielfältigen Aromen, die im konventionellen Wein der Alkohol, die oft zugesetzten Tannine, der übermäßige Schwefel und die Schönungen überdecken, können sich beim Trinken der Bioweine entfalten.

Im Ethik.Guide, dem Einkaufsführer für fairen und nachhaltigen Konsum, findest du in der Kategorie Lebensmittel eine Auswahl an bio-zertifizierten Weingütern. Es kann auch nach bio-zertifizierten und rein veganen Anbietern gefiltert werden.

Für Menschen, die keinen Alkohol trinken, aber den Geschmack lieben, gibt es mittlerweile alkoholfreie Weine. Haben Sie Erfahrung damit? Würden Sie in Erwägung ziehen, alkoholfreien Wein zu produzieren?

Wir haben keine Erfahrung mit alkoholfreiem Wein. Da der Herstellungsprozess – quasi die „Entalkohlisierung“ – sehr aufwendig ist, möchten wir auch keinen alkoholfreien Wein machen; das widerspricht unserer Philosophie.

Wie schätzen Sie die Rolle von veganem Wein aus Biolandwirtschaft ein?

Wir gehen davon aus, dass veganer Biowein in Zukunft eine noch größere Rolle spielen wird! Unter andrem, weil diese Weine auch verträglicher sind und meist spannender, lebendiger schmecken als hoch verarbeitete konventionelle Weine.

Weinberge des Weinguts Hareter

Die Weinberge des Weinguts Hareter in Weiden am See sind das gesamte Jahr über begrünt (Foto: Weingut Hareter).

Was kann die Herstellung von veganem Wein aus ökologischer Landwirtschaft zum Artenschutz/zur Artenvielfalt beitragen?

Durch die biologische und vor allem die bio-dynamische Bewirtschaftung entsteht ein sehr artenreicher Weingarten. Zwar bleibt der Weinanbau eine langjährige Monokultur, aber durch die Begrünungen ist er Lebensraum für Insekten auf und im Boden und bietet auch Schutz und Nahrung für größere Tiere (Hasen, Rehe, Fasane,…). Selbstverständlich werden keine Pestizide eingesetzt.

Über Claudia Hareter-Kroiss und Thomas Hareter

1996 absolvierte Thomas Hareter seinen Abschluss an der Weinbauschule in Krems, wonach er das bestehende Weingut aktiv mitgestaltet hat. Nachdem im Jahr 2006 auf ökologische Landwirtschaft umgestellt wurde, gilt das Weingut Hareter seit 2009 als bio-zertifiziert. Claudia Hareter-Kroiss ist als Quereinsteigerin zur Weinwirtschaft gelangt und kümmert sich überwiegend um den Export der veganen Bioweine. Dabei ist das Credo der beiden, nicht das Letzte, sondern das Beste sowohl aus den Pflanzen als auch aus sich selbst herauszuholen.

Das Winzerpaar Hareter aus Weiden am See

Artikel teilen:
Hat dir der Artikel gefallen? Dann unterstütze uns mit einer Spende ab 1€, damit wir uns weiterhin für eine gerechte, nachhaltige und tierfreundliche Welt einsetzen können. Danke!
Profilbild
Ein Artikel von Luise Heckel
veröffentlicht am 12.09.2023
Als graduierte Soziologiestudentin interessiere ich mich für gesellschaftliche Themen. Insbesondere fasziniert mich dabei das Mensch-Tier-Verhältnis (Human-Animal-Studies). Privat bin ich zweifellos eine Katzennärrin.
DSGVO Cookie-Einwilligung mit Real Cookie Banner