Augenausstecherei
Der Konsum von Krebstieren oder im Küchenjargon „Krustentieren“ als Delikatesse ist ungebrochen. Im Jahr 2020 wurden 5,5 Millionen Tonnen Krebstiere aus den Meeren geholt und 11,2 Millionen Tonnen in Aquakulturen herangezüchtet. Das sowohl der Wildfang als auch die Massentierhaltung neben gravierenden Folgen für die Umwelt auch mit großen Qualen für die Tiere verbunden ist, bleibt oft unerwähnt. Wir schauen hinter die Kulissen und zeigen, welche Alternativen es gibt.
Fangmethoden bei Krebstieren
Shrimps, Garnelen, Langusten und Krabben leben am Meeresgrund. Darum werden diese überwiegend mit Grundschleppnetzen gefangen. Grundschleppnetze können den Meeresboden nachhaltig zerstören. Zudem geht diese Fangmethode mit dem Beifang anderer Tierarten einher: Jungfische, Haie, Meeresschildkröten oder andere gefährdete Arten werden eingefangen und zum Großteil sterbend oder tot zurück ins Meer geworfen.
Hummer werden in Drahtkäfigen gelockt und gefangen. Im oberen Teil der Drahtbehälter befindet sich eine trichterförmige Öffnung, welche es den Hummern unmöglich macht, wieder herauszukommen. In der industriellen Hummerfischerei reihen sich unzählige, mit Fischködern ausgelegte Fallen aneinander. Hummer werden nach dem Fang nicht direkt getötet, da ihr Fleisch sonst zu schnell verdirbt. Ihre Scheren werden aneinandergebunden und bis zu 6 Monate ohne Nahrung aufbewahrt, bis sie schlussendlich lebendig gekocht werden.
Garnelen
Ein wachsender Teil der Garnelen kommt aus Aquakulturen. Dort werden Millionen Tiere in überfüllten Becken gehalten. Dies führt zu Stress, Verletzungen und einem erhöhten Risiko für Krankheiten. Eines der größten Probleme aus wirtschaftlicher Sicht ist ein biologischer Mechanismus, der bei hoher Besatzdichte eintritt: Weibliche Garnelen werden nicht fruchtbar. Die Lösung des Problems ist die sogenannte Augenstielablation.
Was ist Augenstielablation?
Die Fruchtbarkeit von weiblichen Garnelen wird von einer Drüse hinter ihren Augen beeinflusst. Die Augenstielablation (englisch eyestalk ablation) ist ein Eingriff, bei dem die Augenstiele von Krebstieren entfernt oder durchgetrennt werden. Dies führt zu einer Veränderung des Hormonhaushalts und löst eine erhöhte Eiproduktion aus. Züchter*innen können ein oder beide Augen mit einer Klinge entfernen oder einen Draht um den Augenstiel binden, sodass dieser nach einer gewissen Zeit abfällt. Diese Praxis ist in fast allen Garnelenfarmen weltweit üblich.
Die Augenstielablation erfolgt in der Regel ohne Betäubung. Solch ein Eingriff führt zu enormen Schmerzen. Dies beweisen etwa Desorientierung, Schwanzschlagen (ein Fluchtreflex) und dem Reiben der verstümmelten Stelle. Außerdem können Infektionen und Komplikationen auftreten, die die Garnelen ihr ganzes Leben beeinträchtigen.
Die Einfuhren aus Quellen außerhalb der Europäischen Union beliefen sich in diesem Zeitraum auf 296.407 Tonnen (+15,7 Prozent). Die wichtigsten Lieferanten waren Ecuador, Indien, Grönland, Vietnam und Argentinien.
Alternativen
Auf Genuss verzichten muss niemand. Es gibt mittlerweile eine Reihe von Lebensmittelmarken, die vegane Garnelenersatzprodukte anbieten:
- Vantastic Foods
- vegini erhältlich bei Rewe
- Vegan Zeastar – erhältlich bei Interspar
- Happy Ocean Foods
Auch einige Lokale führen Alternativen auf ihrer Speisekarte:
- Tau in Wien Donaustadt
- Das Vivetin Wien 1070
- Oishi No. 15 Wien 1030
- Vegetasia Wien 1030
Und wenn dir kochen liegt, findest du online eine Vielzahl an Rezepten, die den Geschmack des Meeres rein pflanzlich auf deinen Teller bringen. Viel Spaß beim Kochen und genießen!
Quellen und weiterführende Links
- Krebstiere, Albert Schweitzer Stiftung
- China becomes the world’s top shrimp importer, FAO
- The State of World Fisheries and Aquaculture, FAO
- Shrimp, Brittanica
- Garnelen, Marine Stewardship Council
- Hummer, Marine Stewardship Council
- Hummer im Tierschutz, Erna-Graff-Stiftung für Tierschutz
- Der WWF-Fischratgeber, WWF
- Fortpflanzung bei Krabben, Ein Herz für Tiere
- Ungewollter Beifang, WWF
- Das Leiden der Krabben, wissenschaft.de