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Ozeane im Stress: Überfischung, Lärm und Verschmutzung

Achtung, dieser Post ist bereits aus dem Jahr 2016. Einige Informationen könnten veraltet sein.
Am Welttag der Ozeane, der von den Vereinten Nationen ausgerufen wurde, möchten wir auf die prekäre Lage der Weltmeere aufmerksam machen – sie geht uns alle an. Überfischung ist schon längst keine Neuheit mehr, Verschmutzung durch Plastik und Chemikalien sowie Lärm, verursacht durch Öl- und Gassuche am Meeresgrund, kommen hinzu. Das alles gefährdet die lebensnotwendigen (und vor allem die einzigen) Meere und ihre Population beträchtlich. Deshalb möchten wir in folgendem Beitrag auf diese Notstände genauer eingehen. In einem weiteren Artikel zu verpackungsfreien Läden werden wir über Alternativen zu Plastik, Alufolie und Co informieren.

Plastikvermüllung am Strand (Foto: Pixabay, hhach)

Hard Facts

  • Weltweit gelangen pro Jahr durchschnittlich 8,8 Millionen Tonnen Plastik in die Ozeane. Diese Zahl kann und wird sich bis 2025 verzehnfachen, sollten keine dringenden Maßnahmen gesetzt werden.
  • Wenn diese Entwicklung fortschreitet, wird bis 2050 das Gewicht des Plastikmülls im Meer jenes der darin lebenden Fische überstiegen haben.
  • Der Lärm unter Wasser hat sich in den letzten 60 Jahren verdoppelt.
  • In rund 40 Jahren werden die Bestände der kommerziell genutzten Fischarten erschöpft sein, gegenwärtig sind sie es schon bis über 80 %.

Plastikmüll

20 % des Plastikmülls stammt von Fischern: Sorglos im Meer zurückgelassene Netze und Schlingen sind verantwortlich für schmerzhafte Verletzungen und Deformationen von etwa heranwachsenden Robben oder Delphinen, die sich darin verfangen. 80 % des Plastikmülls stammen jedoch vom Land; Meeresschildkröten, Wale und Vögel halten diesen oft für Nahrung und verschlingen etwa unverdauliche Plastiksäcke. In beiden Fällen führt die Verschmutzung durch Plastik zum qualvollen und unnötigen Tod von Millionen Tieren im Meer.

Die Verschmutzung durch Plastik stellt nicht nur eine beträchtliche Gefährdung für Meereslebewesen und die Wasserqualität, sondern auch – wenig überraschend – für den Menschen selbst dar. Es zersetzt sich mit der Zeit in Mikroplastikpartikel, welche sich sehr schnell und weit verbreiten. So können auf offener See weit entfernt vom Festland immer noch Plastikbestandteile im Wasser nachgewiesen werden (siehe dazu den umfassenden Dokumentarfilm und Kampagne Plastic Planet). Giftige Flüssigkeiten, deren Reste am Plastik anhaften können, gelangen ebenfalls in die Ozeane und stellen eine Gefährdung dar.

Delfin

(Foto: flickr.com, Jedimentat44, CC BY 2.0)

Millionen Delphine, Wale, Robben, Schildkröten und Eisbären fallen diesen dem Plastikmüll zum Opfer. Viele Tiere verfangen sich und erleiden enorme Verletzungen oder nehmen schädliche Bestandteile auf. Es konnten sogar in Fisch- und Walmägen Plastikteile entdeckt werden. Es handelt sich dabei um Tiere, die für den menschlichen Verzehr gejagt werden. Die oben bereits erwähnten Mikroplastikpartikel werden auch bewusst in der Kosmetikindustrie eingesetzt und treten in vielen Alltagsprodukten auf. So fließen Mikroplastikpartikel ungehindert und ungefiltert in Flüsse, Seen und zuletzt auch in die Meere. Einmal dort angekommen, kann es nicht mehr gefiltert werden und reichert mit Wasser Schadstoffe an. Kleinstorganismen nehmen diese Schadstoffe auf, werden von Fischen, diese wiederum von Menschen gejagt und verzehrt. Damit begann ein bedenklicher Kreislauf, den es unbedingt aufzuhalten gilt.

Die Weltmeere werden jedoch auch von anderen Gefährdungsquellen heimgesucht. Verschmutzung findet nicht nur durch den Plastikmüll oder Schiffsverkehr statt. Von Ölkonzernen installierte Bohrplattformen nehmen nicht nur wichtigen Lebensraum ein, sondern sind ein Sicherheitsrisiko. Man erinnere sich an die Ölpest von Mexiko: Durch eine Explosion der Ölplattform Deepwater Horizon traten geschätzte (!) 800 Millionen Liter Öl ins Meer, welche sich nach wenigen Tagen zu einem 9900 Quadratkilometer großen Ölteppich ausdehnten. Diese Zahlen sind zwar ein Maximum des bisherigen Schadens, die Vorkommen jedoch keine Einzelfälle. Die Suche nach Öl birgt nicht nur diese Gefahr, sondern lässt auch den Lärmpegel im Meer beträchtlich ansteigen. Dazu im Folgenden mehr.

Militärische Schifffahrt als Quell für Schallwellen in der Lautstärke eines Raketenstarts (Foto: Wikimedia Commons, U.S. Navy/PH3 Alta I. Cutler, CC0)

Lärm

Seit den letzten 60 Jahren hat sich der menschlich verursachte Schallpegel in den Ozeanen in jedem Jahrzehnt verdoppelt. Meere sind Lebensräume, in denen die Akustik besonders wichtig für darin (noch) existierende Tiere ist. Wale beispielsweise schicken Schallwellen aus, um Artgenossen vor Gefahren zu warnen, mit kilometerweit entfernten potenziellen Partnern zu kommunizieren sowie Hindernisse und Beutetiere zu erkennen. Mehr als 90 % der weltweit transportierten Güter werden über Frachtschiffe befördert, deren Schiffsschrauben und hohes Verkehrsaufkommen chronischen Lärm verursachen. Entlang der frequentierten Schiffsrouten sind Wale enorm gestresst, ermüden und sind dadurch krankheitsanfälliger. Eine akute Gefahr stellen Sonare von Militäreinsätzen dar. Einmal eingeschaltet, werden die Schallwellen kilometerweit ausgesendet und dies über mehrere Stunden. Der Lärmpegel entspricht dann dem eines Raketenstarts. Wenn diese Wucht an Schallwellen auf Wale trifft, geraten diese in Panik, schwimmen oftmals zu schnell an die Wasseroberfläche, wodurch ihre Organe versagen, und stranden tot am Ufer oder sinken auf den Meeresboden ab.

Eine weitere verheerende Lärmquelle verursacht die seismische Suche nach Öl- und Gasvorkommen. Alle paar Sekunden werden mit Druckluftkanonen Explosionen ausgelöst, deren Schallwellen durch das Wasser in den Meeresboden dröhnen und von dort als Echo wieder zurück hallen. Messgeräte stellen dann fest, ob mit einem Öl- oder Gasvorkommen zu rechnen ist. Dies geschieht über Wochen und Monate hinweg im selben Gebiet. Nach so einem Einsatz sind keine Lebewesen mehr zu finden. Es bleiben leblose Meereszonen zurück, da Fische und Wale aus diesen Gebieten fliehen (müssen). Wurden 2005 noch 3,8 % der Oberfläche des Mittelmeeres für seismische Einsätze genutzt, waren es 2013 bereits 27 %. Hinzu kommt, dass zu den selben Zeitpunkten mehrere Schiffe unterwegs sind.

Rochen als Beifang im Netz (Foto: Pixabay, Efraimstochter)

Überfischung

In rund 40 Jahren werden die Bestände der kommerziell genutzten Fischarten erschöpft sein, gegenwärtig sind sie es schon bis über 80%. Der industrielle Fischfang plündert das Meer systematisch aus, um die Nachfrage und den Markt zu stillen. Fischfangflotten rücken aus und werfen riesige Netze ins Meer, wodurch eine Menge Beifang ebenfalls den Tod findet. Die Artenvielfalt im Meer leidet ebenfalls darunter. Um das Angebot aufrecht zu erhalten, werden kommerziell genutzte Fischarten in Aquakulturen gezüchtet. Dies trägt jedoch ebenfalls zur Überfischung bei, da die Zuchtfarmen meist Raubfische heranziehen, die wiederum mit anderen Fischen aus dem Meer gefüttert werden müssen.

Illegaler Wal-, Delphin- und Haifang schreitet unentwegt fort. 15.000 Delphine und kleine Wale dienen jährlich allein in Peru als Köder für den begehrten Haifang. Die kommerzielle Jagd auf Großwale ist seit 1986 verboten, dennoch halten sich Länder wie Japan, Norwegen und Island nicht daran. Viel zu groß ist die Gier auf Trophäen. In Japan finden Delphintreibjagden statt. Sie werden in eine Bucht getrieben und aussortiert: Für die „schönen“ Tiere beginnt ein qualvolles Leben als Showstars in Delphinarien, die anderen werden sofort getötet und landen als Fleischpäckchen in den japanischen Supermärkten. Hinzu kommt, dass in Wal- und Delphinfleisch hohe Schadstoffmengen von etwa Quecksilber nachgewiesen werden konnten und der Verzehr ein Gesundheitsrisiko darstellt.

Selbst aktiv werden

OceanCare setzt sich für die besprochenen Themen und noch vieles mehr ein. Außerdem intervenieren sie für Meeresschutz an UNO-Konferenzen. Was man selbst tun kann, um Plastik im Alltag zu reduzieren und damit die Meere zu schützen, entnehmt ihr diesen Punkten:

  • Bei jedem Einkauf wiederverwendbare Taschen mitnehmen und auf Plastiksackerl verzichten.
  • Möglichst wenig in Plastik verpackte Lebensmittel kaufen und Einweggeschirr meiden.
  • Plastik getrennt entsorgen und der Wiederverwertung zuführen.
  • Plastikabfälle einsammeln und sachgerecht entsorgen.

animal.fair unterstützt ebenfalls bei der Plastikreduzierung: Plastik vermeiden und Alternativen, dazu passend folgt demnächst ein Artikel zu verpackungsfreien Läden. Also bis bald!

Ozean

(Foto: Pixabay, dimitrisvetsikas1969)

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Ein Artikel von Judith
veröffentlicht am 8.06.2016
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