Schönheit um jeden Preis: Qualzucht bei Katzen

Frau und Katze
Die Beliebtheit von Katzen ist ungebrochen. Katzen gelten als unabhängige, elegante, witzige und niedliche Charmeure. Jede Katze weist dabei ihr eigenes, individuelles Wesen mit unterschiedlichen Vorlieben und Gewohnheiten auf. Die faszinierende Vielfalt von Katzenrassen begeistert dabei unzählige Menschen auf der ganzen Welt. Hinter den ästhetischen Merkmalen verbergen sich jedoch nicht selten Qualzuchten. Diese Züchtungspraktiken sind ein wachsendes Problem, da sie das Wohlbefinden und die Gesundheit der Tiere stark beeinträchtigen.
Frau und Katze

Katzen begleiten Menschen weltweit durch ihren Alltag. Dabei bedeutet körperliche Ästhetik nicht automatisch körperliche Unbeschwertheit für die Tiere. (Foto: Pexels, Engin Akyurt)

Was sind Qualzuchten?

Durch die selektive Züchtung von Hauskatzen entstand eine Vielfalt an Körperformen, Gesichtszügen, Fellarten und -farben und Charaktereigenschaften. Die Zucht der Rassekatzen wird durch verschiedene Dachverbände veranlasst, was 70 anerkannte Rassen einschließt. Bei Qualzucht werden Merkmale geduldet oder gefördert, die Schmerzen, Leiden oder Verhaltensstörungen verursachen.

Was bedeutet das für Zuchtkatzen?

Die von Qualzucht betroffenen Katzen leiden aufgrund ihres Aussehens unter gesundheitlichen Beeinträchtigungen. Gezielte Zuchtpraktiken, welche aus ästhetischen Gründen vorgenommen werden, erzeugen schmerzhafte Krankheitsbilder. Zahlreiche Qualzuchtmerkmale lösen außerdem eingeschränkte Sinneswahrnehmungen und Bewegungsfähigkeiten aus. Deformierte oder fehlende Gliedmaßen beeinträchtigen die Kommunikation mit Artgenossen erheblich. Die konkreten Leiden der Qualzuchtkatzen zeigen wir dir in den folgenden vier Punkten.

weiße Katze

Weiße Katzen sind häufig taub (Foto: Pexels, Ramy ALyoussef)

1. Skelettdysplasie – Abnormale Skelettentwicklung

Bei Skelettdysplasie handelt es sich um eine genetische Störung, welche zu erheblichen Problemen im Skelettsystem führen kann. Diese genetisch bedingte Entwicklungsstörung beeinflusst das Wachstum und die Struktur von Knochen und Gelenken negativ, was zu schweren Deformationen und Gelenkproblemen führt. Ziel der Züchtung sind die Knickohren. Die Ohren fallen hierbei nach vorn ab und stehen nicht aufrecht, wie es normalerweise der Fall bei Katzen ist.

Gesundheitliche Probleme

  • Arthrose
  • Verdickung und Zusammenwachsen der Schwanzknochen
  • Verdickung der Gliedmaßen
  • Bewegungseinschränkungen und Lahmheit
  • Kein Ausleben natürlicher Verhaltensweisen (Springen, Klettern)
  • Eingeschränkte Kommunikation durch Knickohren
  • Aggressivität bei Berührung als Reaktion aufgrund des permanent schmerzenden Körpers

Rassen

Scottish Fold, Highland Fold

Scottish Fold

Die umgeklappten Ohren der Schottischen Faltohrkatze verwehren ihr eine katzengerechte Kommunikation mit Artgenossen (Foto: Pexels, cottonbro studio)

2. Chondrodysplasie – Disproportionierter Zwergenwuchs

Chondrodysplasie ist eine genetische Veränderung des Knorpelgewebes. Diese genetische Veränderung kann jedoch ebenso zu einer Verkürzung der langen Röhrenknochen führen. Hierbei handelt es sich um verkürzte Gliedmaßen. Das bedeutet, dass die Beine merklich kürzer sind, während der Körper kompakter wirkt.

Probleme

  • Bewegungseinschränkungen
  • Bandscheibenvorfälle
  • Arthrose
  • Fehlstellungen der Gelenke und Knochen
  • Atemwegserkrankungen
  • Nachkommen von betroffenen Elterntieren sterben meist bereits im Mutterleib

Rassen

Munchkin-Katze, Minskin-Katze, Minuet-Katze

Munchkin-Katze

Die Munchkin-Katze erinnert an einen Dackel. Die Veränderung der Knorpelstruktur bereitet den Katzen körperliche Probleme. (Foto: Pexels, Tahir Osman)

Unser Appell an dich

Bitte kaufe keine Katzen von Züchter*innen. Egal, ob es sich dabei um Qualzuchten handelt oder nicht. Schaue lieber bei deinem (örtlichen) Tierheim vorbei. Dort warten viele Tiere auf ein liebendes Zuhause. Nicht selten werden in Tierheimen Rassekatzen vorgestellt. Das Aussehen bzw. die äußeren Merkmale eines Tieres sollten dabei jedoch nicht vorrangig sein. Ganz sicher kannst du dich auch in eine „ganz gewöhnliche“ Katze verlieben.

3. Brachyzephalie – Kurznasigkeit

Brachyzephalie kennzeichnet ein anatomisches Merkmal, welches bei einigen Rassekatzen auftritt und durch eine abnorme Verkürzung des Schädels und der Nase gekennzeichnet ist. Dieses Merkmal führt dazu, dass der Kopf runder und kürzer sowie das Gesicht flacher und die Nase kürzer als bei anderen Katzenrassen ausgeprägt ist.

Probleme

  • Erschwerte Nahrungsaufnahme durch Zahnfehlstellungen
  • Atemprobleme (ausgeprägte Atemgeräusche, schnelles Ermüden, Ohnmächtigkeit, Husten, Erbrechen, Erstickungsanfälle)
  • Atemwegsentzündungen und Herzprobleme
  • Ansiedlung von Bakterien und Pilzen durch extreme Hautfalten (erhöhtes Infektionsrisiko)
  • Ungeschützte und für Verletzungen anfällige Augen durch hervorstehende Augen
  • Augenausfluss durch verschlossene Tränennasenkanäle

Rassen

Perserkatze, Exotische Kurzhaarkatze

Perserkatze

Bei dieser Perserkatze sind die durch körperliche Merkmale hervorgerufenen gesundheitlichen Probleme auf Anhieb erkennbar (Foto: Pixabay, deliabertola)

4. Haarlosigkeit

Nacktkatzen haben entweder nur wenige oder gar keine Haare am Körper. Des Weiteren fehlen den Tieren die Schnurrhaare.

Probleme

  • kein schützendes Fell gegen Kälte, Sonneneinstrahlung, Zugluft (Empfindlichkeit gegenüber Temperaturen, Sonnenbrand, Unterkühlung)
  • Haut- und Zahnprobleme (Schnittverletzungen und Hämatome)
  • Schwache Skelettmuskulatur (Kopfwackeln, Kopfheben schwer möglich)
  • starke Bewegungseinschränkungen
  • Keine Schnurrhaare als Sinnesorgan (eingeschränkte Orientierung)
  • Erkrankung des Herzmuskels (Anschwellen des Herzmuskels kann zu Herzversagen führen)

Rassen

Spynx-Katze, Peterbald, Kohana-Katze

Nacktkatze

Nacktkatzen fehlt ein wichtiges Sinnesorgan: Die Schnurrhaare. Das fehlende Fell geht mit weiteren schwerwiegenden Einschränkungen einher. (Foto: Pexels, Alina Vilchenko)

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Ein Artikel von Luise Heckel
veröffentlicht am 15.08.2023
Als graduierte Soziologiestudentin interessiere ich mich für gesellschaftliche Themen. Insbesondere fasziniert mich dabei das Mensch-Tier-Verhältnis (Human-Animal-Studies). Privat bin ich zweifellos eine Katzennärrin.
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