Stirb langsam – Wenn die Straße zum Tierfriedhof wird

toter Fuchs
Achtung, dieser Post ist bereits aus dem Jahr 2017. Einige Informationen könnten veraltet sein.
Täglich verunglückt eine Vielzahl von Wild- und Haustieren, auf den Straßen Österreichs. Die wenigsten davon sterben sofort beim Aufprall, sondern erliegen einem langsamen qualvollen Tod. Welche Folgen haben diese Wildunfälle? Welche Maßnahmen werden getroffen und was können wir tun, um das Tierleid auf den Straßen zumindest zu verringern?
Wildunfälle

Tote Tiere locken Aasfresser an, die dann auch zu Opfern des Straßenverkehr werden. (Foto: Wikimedia Commons, Hannu)

Die Opfer

Laut Statistik sind im vergangenen Jahr rund 77.000 Wildtiere dem Straßenverkehr zum Opfer gefallen. Die größte Gruppe darunter waren die Rehe mit 37.881 getöteten Individuen. In den Zahlen nicht enthalten sind Kleinsäuger, jagdlich uninteressante Vögel, Amphibien, Reptilien, Insekten, Schnecken und Haustiere, welche auch zu den täglichen Opfern des Straßenverkehrs gezählt werden müssen. Zudem darf die Dunkelziffer der nicht registrierten Todesfälle nicht vergessen werden.

Welche Ursachen und Folgen hat das Sterben auf den Straßen?

Das Verkehrswegenetz in Österreich wird von Jahr zu Jahr dichter und zerschneidet die Landschaft immer stärker. Grundsätzlich ergibt sich dadurch das Problem der Verkleinerung von Lebensräumen. Auch Tiere mit einem kleinen Territorium müssen wandern können, um sich mit ihren Artgenossen genetisch auszutauschen und so das Überleben ihrer Art zu sichern. Andere Tiere vollziehen Wanderungen in ihrem Lebenszyklus, etwa zur Futtersuche, wie Rehe und Füchse oder zum Aufsuchen von Laichgewässern, wie Frösche und Kröten. Auf diesen Wanderungen müssen viele Tiere beim Überqueren von Straßen ihr Leben lassen, wodurch ihre Populationen schrumpfen und manchmal auch gefährdet werden.

Viele Straßenopfer können durch richtige Vorkehrungsmaßnahmen verhindert werden. (Foto: Pixabay, AmberAvalona)

Wenn die Straße zur Falle wird

Zudem sind asphaltierte Straßen für manche Tiergruppen eine Falle, in die sie gelockt werden. Schlangen zum Beispiel wärmen sich gerne in den Morgenstunden auf dem schon warmen Asphalt und werden dabei überfahren. Aasfresser wie Füchse und Raubvögel werden durch verunglückte Tiere auf die Straße gelockt und können dann oft selbst nicht rechtzeitig vor den herannahenden Autos fliehen. Insekten, die durch den Aufprall auf Windschutzscheiben sterben, locken Igel auf die Straße. Es wird davon ausgegangen, dass jedes überfahrene Kleintier den Tod von bis zu vier weiteren Tieren nach sich zieht.

Welche Maßnahmen gibt es gegen das Massensterben?

Soweit die traurigen Tatsachen, aber was kann dagegen getan werden? Grundsätzlich sind in Österreich alle Autobahnen eingezäunt, in erster Linie um die AutofahrerInnen vor einem auch für sie möglicherweise tödlichem Zusammenstoß mit Wildtieren zu schützen. Dies rettet viele Leben, allerdings entsteht in der Landschaft eine unüberwindbare Barriere, die ohnehin kleine Lebensräume noch weiter schrumpfen lässt. Doch es gibt sogenannte Hotspots an Straßen, wo besonders viele Tiere queren, entlang von weitläufigen Wanderrouten oder in der Nähe von Laichgewässern. Hier können punktuell Maßnahmen gesetzt werden, um den Tieren das mehr oder weniger sichere Überqueren der Straße zu ermöglichen.

Grünbrücken sind am effektivsten wenn sie an Wanderrouten von Tieren angelegt werden. (Foto: Wikimedia Commons, KlausFoehl, CC BY-SA 3.0)

  • Grünbrücken oder Wildbrücken werden über Autobahnen und Schnellstraßen gebaut. Bei richtiger Ausführung (an Wildwechseln platziert und mit der richtigen Ausstattung) können diese kostspieligen Hilfselemente vielen Tieren als Querungskorridor dienen.
  • Amphibiendurchlässe oder Amphibientunnel sind Unterführungen, die Amphibien und anderen Kleintieren das Queren der Straße ermöglichen.
  • Überflughilfen sind mehrere Meter hohe Erdwalle entlang von Straßen, die Vögel und Fledermäuse zwingen, höher zu fliegen und so einen sicheren Überflug der Straße gewährleisten.
  • Amphibienzäune: Dabei handelt es sich um Plastikzäune, die zur Laichzeit entlang der Straße aufgestellt werden. Sie leiten die Amphibien zu im Boden eingelassenen Auffangbehältern. In den Behältern können die Tiere mindestens einmal täglich sicher über die Straße gesetzt werden.
  • Wildwarnreflektoren werden an Leitpfosten angebracht und reflektieren das Scheinwerferlicht blau. Dies signalisiert Gefahr für das Wild, da dieser Farbton natürlich nicht vorkommt. Zusätzlich können manche Modelle mit einem Signalton das Wild abschrecken, wenn ein Auto vorbeifährt.
  • Geschwindigkeitsbegrenzungen verringern die Wahrscheinlichkeit eines Zusammenstoßes und Hinweisschilder machen AutofahrerInnen auf das Queren von Wildtieren aufmerksam.

Was können wir tun?

Grundsätzlich ist es wichtig, sich an Geschwindigkeitsbegrenzungen zu halten und vor allem in der Dämmerung in Waldgebieten mit erhöhter Aufmerksamkeit zu fahren. Zusammenstöße mit großen Tieren enden auch oft für AutofahrerInnen tödlich. Wenn ihr ein totes Tier auf der Autobahn oder Landstraße entdeckt, meldet es der Polizei, damit die Tierleiche möglichst schnell entfernt werden kann und Unfälle mit davon angelockten Tieren vermieden werden können. Falls ihr ein Tier anfahrt, meldet es auch, damit das Tier nicht unnötig lange leiden muss. Darüber hinaus könnt ihr lokal kleine Aktionen starten, indem ihr Amphibienzäune an Laichwanderrouten von Fröschen, Kröten und Lurchen aufstellt und betreut oder das Montieren von Wildwarnreflektoren in eurer Gemeinde vorschlagt.

Welche Verbesserungen dürfen wir erwarten?

Neben dem tierlichen und menschlichen Leid, das durch Wildunfälle entsteht, gibt es auch einen großen volkswirtschaftlichen Schaden – über 160 Millionen Euro pro Jahr. Vor allem deshalb werden verschiedene Projekte unterstützt, die Maßnahmen zur Vermeidung von Verkehrsunfällen mit Tieren umsetzen.

In der Steiermark läuft bereits seit 2014 ein Wildunfall-Management-Projekt, dabei werden Wildwarngeräte an neuralgischen Punkten angebracht. Bis 2020 soll ein flächendeckendes Schutzsystem vorhanden sein. Durch die bisher umgesetzten Maßnahmen kam es zu einer Verringerung der Unfälle von bis zu 60% an den ausgestatteten Strecken. Weiters sind zu den vier Grünbrücken über Österreichs Autobahnen, die laufend auf ihre Effizienz untersucht werden, um die weiteren Projekte zielgerichteter gestalten zu können, 16 weitere Grünbrücken bis 2027 geplant.

Besonders in der Dämmerung muss man auf Waldstraßen besondern vorsichtig fahren, da sind die Rehe am aktivsten. (Foto: Pixabay, hansbenn)

So verheerend der Neubau von Straßen für die meisten Arten und ihre Lebensräume ist, sind Straßenbauunternehmen mittlerweile zumindest gesetzlich verpflichtet, Ausgleichsmaßnahmen für die zerstörten Lebensräume durchzuführen. Dazu gehören auch oft Maßnahmen zur sicheren Querung von Straßen für Wildtiere.

Beim Citizen Sience Projekt Roadkill kann jeder totgefahrene Tiere melden und so dazu beitragen, dass den Ursachen der Roadkills auf den Grund gegangen werden kann um sie zu reduzieren.

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Ein Artikel von Barbara
veröffentlicht am 28.06.2017
Leidenschaftliche Naturliebhaberin und Erträumerin eines nachhaltigen gesellschaftlichen Wandels. Beim Ethik.Guide als Obfrau, Blogkoordinatorin, -autorin und Autorin des Newsletters aktiv.
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