Tierversuche für Kosmetika – bald Geschichte?

Wer schön sein will, muss leiden. Was für Microneedling und andere Prozeduren zur Reduktion von Falten und ähnliche Behandlungen bestimmt gilt, sollte jedoch dritten keine Schmerzen bereiten. Gemeint sind Tiere wie Mäuse, Meerschweinchen oder Kaninchen, die lange für Tests kosmetischer Produkte und Behandlungen herhalten mussten. Seit 2013 sind Tierversuche nur für kosmetische Produkte in der Europäischen Union Geschichte. Lang galt jedoch, dass für den Export nach China produzierte kosmetische Waren weiterhin an Tieren getestet sein müssen, sodass die Versuche weitergingen. Setzen sich Chinas vorbildhafte Errungenschaften im Bereich erneuerbare Energie auch bei den Tierversuchen fort?
Gnüsslich lächelnde Frau mit geschlossenen Augen schmiert sich eine grünliche Creme auf die Wange

Bis 2021 mussten für alle nach China importierten Kosmetikprodukte mit Tierversuchen belegt werden, dass von ihnen keine Gefahren für Menschen ausgeht (Foto: Pexels, Olha Ruskykh)

Sehen wir aus Europa nach China fallen uns uns aktuell besonders die Zahlen zu erneuerbaren Energien und den Export von zum Beispiel Photovoltaik-Technik auf. China ist derzeit das führende Land, wenn es um den Ausbau regenerativer Energien geht. Obwohl der Bau von Kohle- und Kernkraftwerken nicht gestoppt wurde, wurde die Leistung der regenerativen Energieerzeuger wie Sonne oder auch Wind, um 170 Gigawatt gesteigert. Zum Vergleich: Ein typisches Kernkraftwerk produziert 1 Gigawatt. Deutschland importiert 80 Prozent seiner Solartechnik aus China, obwohl Deutschland einmal Heimat großer Photovoltaik-Unternehmen war.

Tierversuchsrichtlinien in China und der EU

Nicht nur in Bezug auf Technologien zum Schutz der Umwelt und vergleichsweise saubere Energieerzeugung ist Bewegung in China zu spüren. Auch hinsichtlich der Bedingen für den Markt mit kosmetischen Produkten haben die letzten Jahre Neues gebracht. Bis 2021 mussten für alle nach China importierten Kosmetikprodukte mit Tierversuchen belegt werden, dass von ihnen keine Gefahren für Menschen ausgeht. Für Unternehmen, die in Europa herstellten und verkauften teilweise ein Dilemma.

In Europa wurde ein Auslaufen der verpflichtenden Tierversuche für Kosmetikprodukte im Jahr 2009 mit einer Übergangsfrist bis März 2013 beschlossen. Bereits 2009 ging man davon aus, dass sich unter den vielen Tausend als sicher für den menschlichen Gebrauch verwendbaren Rohstoffen, genügend für Kosmetik von der Handseife, über die Bodylotion bis zur Mascara finden lassen würden. Schlupflöcher, wie der Test von Rohstoffen als potentielles Medikament, um es dann im Sinne der Schönheit oder Hautpflege einzusetzen und Verordnungen, die das Testverbot untergruben, blieben. Selbst im Jahr 2022 noch protestierte die österreichische Organisation Verein gegen Tierfabriken (VGT) im Verbund mit der Humane Society International und anderen NGOs gegen weitere Tierversuche für Kosmetik.

Ratte sitzt auf einem weißen Untergrund und frisst

Die Ergebnisse aus Tierversuchen sind nicht unbedingt übertragbar auf den Menschen. Ein Großteil der Medikamente, die laut Tierversuch wirksam und sicher sind, scheitern in klinischen Studien am Menschen. (Foto: Pexels, Pixabay)

Das Dilemma für Kosmetikunternehmen bestand jedoch nicht in der Möglichkeit Schlupflöcher zu nutzen. Für sie stellte sich die Frage, aus Tierversuchen komplett auszusteigen und zum Beispiel den europäischen Markt mit den gewünschten Produkten zu versorgen. Oder, auch den chinesischen Markt mit über 1,4 Milliarden Menschen (Im Vergleich dazu hat Europa etwa 750 Millionen Einwohnende) zu bedienen und Tierversuche durchzuführen oder in Auftrag zu geben.
Seit 2021 nun hat China neue Bedingungen zum Import von kosmetischen Produkten erlassen. Einige Unternehmen konnten Kosmetikprodukte ohne extra Tests einführen. Für spezielle Kosmetikprodukte wie Haarfarben und Sonnenschutz jedoch hat sich nichts geändert.

Ein Schritt, der viele hoffnungsvoll stimmt. Scheint doch der Schutz von Tieren auch in China eine immer größere Rolle zu spielen. Aktuell gibt es jedoch kein landesweites Tierschutzgesetz. Allein ein Gesetz zum Schutz von Wildtieren, zum Beispiel vor der Ausrottung, existiert. Eine Richtlinie zur Beendigung oder Reduktion von Tierversuchen gibt es ebenfalls nicht.

Große Pläne der EU

Die Europäische Union dagegen hat nicht nur weitere Pläne in Bezug zu Tierversuchen für Kosmetik-Produkte. Auch die Bereiche EU-Chemikalienrecht und Wissenschaft sollen sich moderneren Methoden zuwenden. So wird an einem Zeit- und Umsetzungsplan für tierversuchsfreie Sicherheitsbewertungen von Chemikalien und der schrittweisen Abschaffung von Tierversuchen in Forschung, Ausbildung und Lehre gearbeitet. Ein Schritt, die Annahme tierversuchsfreier Chemikalientest-Methoden, ist zu Beginn des Jahres getan worden.

Hinzu kommen zahlreiche Initiativen der EU-Länder, aus Unternehmen, Universitäten oder auch NGOs. So informiert die Plattformen für Alternativ Techniken zu Tierversuchen, Altex regelmäßig über neue Entwicklungen. So wurde erst vor wenigen Wochen eine Master Class zur Sicherheitsbewertung tierversuchsfreier Kosmetika der AFSA (Animal-free Safety Assessment) angekündigt.

Fazit

Wir sehen noch nicht die flotten Schritte, die wir uns nach dem EU-Vorstoß gewünscht hätten. Aber wir sehen eine Ausgangslage, die Hoffnung gibt, dass Tierversuche in Europa in absehbarer Zeit in allen Bereichen gegen moderne, rasche, kostengünstige und vor allem tierfreie Methoden ausgetauscht werden. Somit würden acht Millionen Tiere weniger zum Leiden und einen frühen Tod im Labor produziert. Und zusätzlich würden wir damit auch das Klima weniger belasten.

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Ein Artikel von Hella
veröffentlicht am 24.10.2023
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