Zum Sterben schön? Schadstoffe in der Kosmetik
Was ist „Kosmetik“?
Als Kosmetik wird allgemein Körper- und Schönheitspflege bezeichnet. Der Begriff kann jedoch auch die für diese Pflege verwendeten Produkte zu inkludieren. Es geht also um eine Beeinflussung der äußeren Erscheinung eines Menschen. Kosmetikprodukte finden dabei fünf wichtige Anwendungsgebiete:
- Körperreinigung, -pflege und Schutz
- Haarreinigung und -pflege
- Zahn- und Mundpflege
- dekorative Kosmetik, das heißt Make-up
- Körpergeruch
Eine EU-Verordnung reguliert grundsätzlich auf einer gesetzlichen Ebene, welche Stoffe in der Kosmetik verwendet werden dürfen. Im Gegensatz zu Arnzeiprodukten, die aufwendig behördlich zugelassen werden müssen, liegt die Verantwortung einer gesundheitlichen Unbedenklichkeit in der Kosmetik beim Hersteller. Kosmetische Mittel an sich sind nämlich nicht zulassungspflichtig. Eine Zulassungspflicht besteht nur für ausgewählte Inhaltsstoffe, zum Beispiel manche Konservierungs- und Farbstoffe. In Österreich ist im Österreichischen Lebensmittelbuch zusammengefasst, was Natur- und Biokosmetik ist. Diese Regulierungen und Dokumente reichen jedoch bei weitem nicht aus, um VerbraucherInnen vor Schadstoffen in Kosmetikprodukten zu schützen oder auch nur ausreichend aufzuklären.
Wichtige Schadstoffe erkennen
Täglich bombardiert uns die Werbung mit Sprüchen und Produkten, die wahre Wunder gegen Falten, mehr Jugend, glänzendes Haar und vieles mehr versprechen. Was jedoch genau dahinter steckt, und welche Inhaltsstoffe möglicherweise dem Menschen gefährlich werden können, ist oft unklar. Um Kosmetik haltbar zu machen, enthält sie oft Konservierungsstoffe, Duftstoffe um der Nase zu schmeicheln und Farbstoffe, um den richtigen Ton zu treffen.
Kaum zu glauben aber wahr, wurde lange Zeit zum Beispiel Blei in Kosmetikprodukten verwendet. Das ist heutzutage glücklicherweise in Europa verboten. Trotzdem gibt es weiterhin zu viele bedenkliche und schädliche Inhaltsstoffe:
Konservierungsstoffe
Um Produkte haltbar zu machen, werden synthetische Konservierungsstoffe verwendet, häufig sogenannte Parabene. Parabene sind hormonell wirksame Substanzen und können sich im Menschen ansammeln und langfristig zu einer erhöhten Wahrscheinlichkeit von Krebserkrankungen führen sowie Unfruchtbarkeit, Diabetes und Fettleibigkeit beeinflussen. Unter den Zutaten sind sie häufig als Ethyl-, Propyl- oder Butylparaben gelistet.
Erdöl
Obwohl es etwas verwunderlich scheint, enthält Kosmetik häufig Erdölprodukte, wie zum Beispiel Paraffin oder andere Mineralöle, die daraus gewonnen werden. Im Gegensatz zu pflanzlichen Ölen, die wertvolle Pflegeeigenschaften besitzen, bewirken Mineralöle häufig das genaue Gegenteil und könnnen zum Beispiel die Aufnahme von Nährstoffen unterbinden.
Plastik
Häufig kommt es als Mikroplastik vor und wird für einen peelenden Effekt oder als Schleifmittel eingesetzt. Obwohl das Bewusstsein für die Problematik von Mikroplastik größer geworden ist, sollten KonsumentInnen darauf achten, dass keine kleinen Plastikteilchen in den Produkten enthalten sind, die folglich über den Abfluss in aquatischen Ökosystemen landen.
Emulgatoren und Tenside
Dazu gehören zum Beispiel PEG-Derivate und Sodium Lauryl Sulfate (SLS), von deren möglichen Nebenwirkungen mittlerweile häufiger die Rede ist. Diese allgegenwärtigen Stoffe helfen dabei, dass sich etwa die verschiedenen Inhaltsstoffe einer Creme gut vermischen oder gut schäumen. Sie können aber auch dazu führen, dass die Haut durchlässiger für Schadstoffe wird. PEG-Derivate erkennt man bei den Inhaltsstoffen durch „PEG“ oder „-eth“. Sodium Laryl Sulfate wird zum Beispiel auch zur Entfettung von Maschinen verwendet.
Schwermetalle
Schwermetalle, wie Blei, Cadmium und Arsen sind in der Europäischen Union in Kosmetikprodukten verboten. Durch Verunreinigungen oder im Laufe des Herstellunsprozesses können Rückstände jedoch trotzdem vorkommen. Am häufigsten werden diese Stoffe noch in Puder- und Cremeprodukten, Make-up und Zahnpasta nachgewiesen.
Duftstoffe
Auch Duftstoffe in Kosmetik können sich negativ auf unsere Gesundheit auswirken und Allergien auslösen. Diese sind häufig nur ganz harmlos als „Parfüm“ oder „Fragrance“ angegeben, aber die spezifischen Inhaltsstoffe sind nicht gelistet. Die Auswirkung synthetischer Dufstoffe auf unsere tierlichen Gefährten haben wir bereits in einem früheren Beitrag untersucht.
Die (sehr empfehlenswerte) Video-Reihe „The Story of Stuff“ widmete sich ebenfalls dem Thema Kosmetik und Gesundheit und bietet eine gute Übersicht:
Gesundheitliche Risiken von Schadstoffen
Gerade die Stoffe, die wir auf unsere Haut geben und folglich über unsere Poren oder sogar Schleimhäute aufnehmen, sollten sehr strengen Regelungen unterliegen – von der Industrie, dem Staat und letztlich auch den KonsumentInnen. Schadstoffe kumulieren sich im Laufe des Lebens im Fettgewebe, was später zu verschiedensten Krankheiten führen und auch das Krebsrisiko erhöhen kann.
Gleichzeitig können sie viele weitere Nebenwirkungen hervorrufen, die sich häufig von Person zu Person unterscheiden. Bei manchen Menschen werden Allergien ausgelöst oder verstärkt und die reproduktive Gesundheit von Männern und Frauen kann beeinträchtigt werden. Einige Stoffe sind Neurotoxine und schädigen das menschliche Nervensystem. Manche Schwermetalle, zum Beispiel Aluminium, wurden sogar mit Alzheimer in Verbindung gebracht.
Das Problem von “Pinkwashing”
Als wäre eine Belastung des Körpers durch Schadstoffe in Kosmetik nicht genug, sehen sich besonders Frauen mit einer weiteren Facette dieser Problematik konfrontiert: dem sogenannten Pinkwashing. Gerade im Zusammenhang zwischen Kosmetik und (Brust-)Krebs wird ein Paradoxon erkennbar: Viele der Marken, die sich die “rosa Schleife” für Brustkrebs auf ihre Fahnen (und Produkte) schreiben, verwenden gerade jene Inhaltsstoffe, die sich als Schadstoffe im Fettgewebe der Brust ansammeln können und so erheblich zum Krebsrisiko beitragen.
Auch Frauenmagazine bewerben eben diese Produkte und gehen dann, paradoxerweise, in einem Leitartikel auf Brustkrebsvorsorge, Interviews mit Überlebenden, etc. ein. Da muss frau sich die Frage stellen, warum es hier noch keine strengeren Regulierungen und Kontrollen gibt.
Hilfe! Alternative?
Grundsätzlich ist es immer notwendig, sich als KonsumentIn zu informieren und Missstände aufzuzeigen. Gleichzeitig gibt es aber heutzutage genügend rein pflanzliche und schadstofffreie Alternativen in der Bio- und Naturkosmetik, die darüber hinaus häufig tierversuchsfrei sind. Auch hier ist es wichtig, sich über Inhaltsstoffe schlau zu machen. Grundsätzlich sind aber die Bestimmungen und Vorschriften zugunsten der KonsumentInnen ausgelegt und helfen somit, diesen Bereich des Lebens so schadstofffrei wie möglich zu gestalten.
Unser Kompass für Naturkosmetik DIYs
Wirksame und kostengünstige Naturdeos lassen sich in wenigen Minuten selbst herstellen. Dazu empfehlen wir das eBook „Dein Kompass für Naturkosmetik-DIYs“, das wir gemeinsam mit der diplomierten Praktikerin der traditionellen europäischen Heilkunde, Barbara Janu von Naturnah begleiten herausgebracht haben.
Es enthält nicht nur hilfreiche Infos (etwa rund um Gütesiegel oder das Sammeln von Wildpflanzen), sondern auch zahlreiche, einfach umzusetzende Rezepte. Damit gelingt der Einstieg in die Herstellung von Creme, Deo, Gesichtsmaske uvm.
Übrigens: animal.fair-Mitglieder erhalten das eBook kostenlos.
Tipps:
- In unserem Ethik.Guide könnt ihr von uns empfohlene Kosmetikmarken durchstöbern.
- Wer besonders motiviert ist, kann sich einige Kosmetikartikel auch relativ leicht selbst herstellen. Hier findet ihr DIY- Anleitungen für: