Der Fleischkonsum sinkt
Weltweiter Fleischkonsum
Global gesehen steigt der Konsum von Tierfleisch jährlich um etwa ein Kilogramm pro Kopf an. Dies liegt an einer Vielzahl von Faktoren, wie steigendem Wohlstand (Fleisch wird oft als Zeichen von Wohlstand gesehen), Globalisierung (tierliche Produkte werden günstiger und überall leichter erhältlich), Subventionen und Vermarktung als Teil einer „vollwertigen Ernährung“. Ein fokusierter Blick auf Österreich und Deutschland zeigt jedoch einen ganz anderen Trend.
Fleischkonsum in Österreich
Im September 2024 hat sich die vegane Gesellschaft Österreich die Zahlen zum Konsum von Tierfleisch und Tiermilch angesehen und festgestellt, dass der Fleischkonsum einen deutlichen Abwärtstrend zeigt. 2023 aßen Österreicher*innen „nur“ noch 57,6 Kilogramm Fleisch, während es selbst 2022 noch 58,6 Kilogramm waren. Im Vergleich dazu sank der Fleischkonsum im Fleischkonsumland Argentinien pro Kopf um nur 100 Gramm. Ein satter Erfolg für Österreich. Ein Land, das für viele auch lange Zeit als absolutes Fleischland galt.
Dass der Wandel nachhaltig ist, zeigen nicht nur die Teller der Menschen, sondern auch die Reaktion der Wirtschaft. So wird die Abkehr von Fleisch, Wurst und Co. von den Fleisch-Giganten des Landes nicht als vorübergehende Phase belächelt sondern in Kalkulation und Produktion der Zukunft eingebettet. Österreichs größter Fleisch-Verarbeiter Tann hat kräftig in neue Anlagen investiert und setzt auch auf Pflanzenfleischprodukte.
Fleischkonsum in Deutschland
Ähnliches gilt auch für Deutschland, wie Österreich lang für seine fleischlastigen Gerichte bekannt. In Deutschland hat proveg die Zahlen studiert und festgestellt, dass 2022 nur mehr 52 Kilogramm Fleisch pro Kopf konsumiert wurden. Im Vergleich zu 56,2 Kilogramm im Vorjahr. Im Jahr 2023 sank der Konsum gar auf 51,6 Kilogramm.
Ähnlich wie in Österreich greifen die Menschen auch in Deutschland öfter zu pflanzlichen Lebensmitteln und auch gern zum Pflanzenfleisch. Eine Entwicklung der sich auch dort die Fleisch-Erzeuger wie zum Beispiel Rügenwalder Mühle nicht entziehen können und wollen. Während das Unternehmen bereits vor zehn Jahren das Potenzial erkannt hat, sind nunmehr 50 der über 70 erzeugten Produkte frei von Tierfleisch, etliche gar vegan. Und selbst wahrscheinlich nicht unbedingt für Tier- und Veggiefreundlichkeit bekannte Fleischgiganten ziehen mit und legen sich eine Veggie-Sparte zu.
Gesund und gut fürs Klima
Österreich wie Deutschland folgen einem positiven Trend. Weg von Tierprodukten, hin zu pflanzlichen Proteinquellen.
Ein Trend, dem vielleicht der ein oder andere Bauernverband skeptisch gegenübersteht, der sonst aber begrüßt wird. So steht nicht nur die Weltgesundheitsorganisation WHO einer pflanzenbasierten Lebens- und somit auch Ernährungsweise mit einer Reduktion oder dem völligen Ausschluss von Tierprodukten positiv gegenüber. Auch die Ernährungsempfehlungen in Österreich und Deutschland sehen Tierfleisch nicht mehr als nötig an. Die österreichischen Ernährungsempfehlungen sehen noch für diesen Herbst gar eine alternative Ernährungspyramide für diejenigen vor, die sich ohne Fleisch ernähren möchten. Auch die deutschen Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung, kurz DGE, wurden heuer überarbeitet. Weniger Fleisch und weniger Milch lautet die Empfehlung.
Umweltorganisationen und Tierschutzorganisationen freuen sich gleichermaßen. Profitieren doch Artenschutz, wie Umwelt und Klima, sowie die Tiere von dieser Entwicklung.
Gründe für den veränderten Konsum
Werbung
Vergleichen wir die Werbung für Nahrungsmittel heute mit jener vor 30 oder auch nur 20 Jahren, fällt auf, dass die hauptsächlich beworbenen Produkte gleich sind. Sie sind hoch verarbeitet und lagerbar. Besonders Süßwaren, Snacks und Getränke werden beworben. Obst und Gemüse sind eher dekorative Randerscheinungen. Was jedoch auffällt, ist dass heute auch hin und wieder einmal ein veganer Aufschnitt oder eine vegane Barista Hafermilch beworben wird. Selbst vor 20 Jahren auch in Nischenmedien noch eine Seltenheit, werden diese heute mehr und mehr zur Normalität.
Tierrechtsbewegung
Die Verbreitung privater Internetzugänge Verbraucher*innen Informationen zugänglich gemacht, welche die Tierindustrie viel lieber für sich behalten hätte. In Österreich zeigt unter anderem der Verein gegen Tierfabriken (VGT) auf, wie es in Ställen, Tiertransporten und Schlachthöfen zugeht. In Deutschland hat kürzlich die Organisation SOKO Tierschutz in Zusammenarbeit mit RTL einen Bauernhof aufgedeckt, der McDonals mit Fleisch elendig leidender Tiere beliefert. Es lässt sich nicht mehr hinter schönen Werbebildern von grasenden Kühen verbergen, was wirklich hinter jedem Tierprodukt steckt.
Klimakrise
Auch die Sorgen um Umwelt und Klima lassen Menschen in Österreich und Deutschland seltener zu Tierprodukten greifen. Ob nun die Zerstörung des Regenwaldes, Methan-Emissionen aus der Tierindustrie, Gülleseen oder die bereits jetzt spürbaren Auswirkungen der Klimakrise auf unsere Regionen in Form von lang anhaltenden Regenfällen und Stürmen. All dies sind gute Gründe Produkte zu wählen, deren Fußabdrücke kleiner sind. Und da schlagen Hülsenfrüchte Fleischprodukte von Tieren um Längen. Und selbst verarbeitete Produkte wie Veggieburger-Patties schneiden noch immer besser ab als das Tierprodukt.
Gesundheit
Mit der weltweiten Covid-19-Pandemie ist für viele auch die Gesundheit und da auch der Schutz vor Zoonosen stärker in den Fokus gerückt. Viele Tiere, besonders zusammengedrängt auf kleine Fläche bedeuten auch immer ein großes Risiko von Zoonosen, die auf Personal oder Konsument*innen überspringen können. Hinzu kommen aber auch die sogenannten Zivilisationskrankheiten wie zum Beispiel Herz- und Gefäßkrankheiten. Denn diese haben wir nicht nur Bewegungsmangel, Umweltgiften, Alkohol, Tabak und Süßigkeiten zu verdanken, sondern auch einem hohen Fleisch- und Wurstkonsum. 300 Gramm maximal empfiehlt zum Beispiel die DGE. Zur Veranschaulichung kann man sich da drei Kartendecks vorstellen. Wer Fleisch isst, wird wahrscheinlich bei den ganz offensichtlichen Fleischportionen in Form von Schnitzel und Burgerpatty schon arg an der Grenze kratzen. Dazu kommen jedoch auch die so leicht zu übersehenden Fleischportionen in Form von Wurst auf dem Brötchen oder der Pizza, der Fleischfüllung in Pasta oder ähnlichem.
Zugänglichkeit
Die Akzeptanz fleischloser Ernährung und die einfache Bereitstellung fleischfreier Produkte haben auch ihren Anteil an der Veränderung. Kaum eine Ernährungsorganisation wird heute noch bestreiten, dass es sich ganz hervorragend gesund ohne Tierfleisch leben lässt. Auch darum haben Eltern und medizinisches Personal, die vor einige Dekaden noch mit Siechtum drohten, heute eine differenziertere Sicht und leichten Zugang zu Informationen von der Versorgung mit Protein bis zur einfachen Supplementation mit Vitamin B12. Davon abgesehen bietet jeder Supermarkt und Discounter heute nicht nur Hülsenfrüchte, Getreide, Gemüse, Obst, Kräuter, Nüsse und Sämereien zum Selbstzusammenbau veganer Gerichte, sondern vom Sojaschnitzel zum Frischkäse auf Basis von Sonnenblumenkernen so ziemlich alles an, was das Herz begehrt.
Positive Aussichten, der Trend wird sich fortsetzen
Auch wenn viele Wünsche der Konsument*innen sich tier- umwelt- und gesundheitsfreundlicher in ihren Aussagen als in ihren tatsächlichen Einkaufskörberln zeigen, wird sich der Trend weg vom Tierfleisch, hin zur pflanzlichen Delikatesse fortsetzen. Hat sich doch ein Bewusstsein für Tiere, Umwelt und Gesundheit bei vielen Menschen festgesetzt. So sind beim Einkauf die Beachtung von Tierhaltungslabeln, Biosiegeln oder auch Fleischfreiheit Konsumierenden wichtiger geworden. Dies zeigt zum Beispiel der Ernährungsbericht in Deutschland aus dem Jahr 2024. Für 2026 plant auch Österreich wieder einen Ernährungsbericht. In diesem soll auch die Frage „Kommt in Österreich regelmäßig „Wiener Schnitzel“ auf den Teller … oder die pflanzliche Fleischalternative?“ beleuchtet werden. Da bereits jetzt zahlreiche Österreicher*innen auch die Alternative auf den Tellern begrüßen, kennen wir das Ergebnis der Frage eigentlich bereits.