Achtung, dieser Post ist bereits aus dem Jahr 2021. Einige Informationen könnten veraltet sein.
„Wein, Öl und Feigen sind die drei Urgewächse der frühesten höheren Zivilisation“, so Helmut Genaust in dem Standardwerk „Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen“. Die Geschichte der Feige reicht also weit zurück. Die köstliche Frucht zählt zu den ältesten Kulturpflanzen der Menschheit. Paläontologen zufolge und durch fossile Funde belegt, könnten die ersten schon lange vor Eintritt der Menschheit gewachsen sein. Die Kochbuch-Autorin und Ernährungssoziologin Michaela Russmann stellt die schon lange kultivierte Frucht vor.

Die Feige steht für Wohlstand, Fruchtbarkeit, Lebensfreude, Rausch, Laszivität und Sinnlichkeit. (Foto: Jochen Russmann)

Im Ethik.Guide, dem nachhaltigen Einkaufsführer, findest du in der Kategorie Lebensmittel sämtliche Bezugsquellen für einen genussvollen und klimafreundlichen Ernährungsstil: Bioläden und –Lebensmittelmarken, Unverpackt-Läden, Bio-Bäcker und –Winzer, Biokisten-Zusteller und Solidarische Landwirtschaften, aber auch Adressen von Selbsterntefeldern. Es kann auch nach veganen Anbietern oder bioveganer Landwirtschaft gefiltert werden.

Eine symbolträchtige Frucht

Die Feige steht für Wohlstand und Fruchtbarkeit. Die Römer haben die Feige Bacchus, dem Gott des Weines und die Griechen sie dem Gott Dionysos gewidmet – als Symbol für Lebensfreude und Rausch. Aber auch die Symbole der Laszivität und Sinnlichkeit werden der aromatischen Frucht zugesprochen.
Die sexuell geprägte Symbolik hat sich auch im Wienerischen niedergeschlagen. Mit der „Feig´n“ hausieren ist ein volkstümlicher Ausdruck für Prostitution – ein Schürzenjäger ist ein „Feigentandler“. So steht die älteste Kulturpflanze für höchste Herzensgefühle und gleichzeitig für sinnliche Begierde.

Auf der biblischen Bühne

Wie schon in der Genesis beschrieben, fanden sich im Garten Eden Feigen. (Sie ist übrigens die einzige Frucht, die überhaupt im Zusammenhang mit dem Garten Eden erwähnt wird.) Es war ein Feigenblatt, das die Blöße von Adam und Eva bedeckte, nachdem sie die verbotene Frucht genascht hatten. Schon über Jahrhunderte hinweg versehen Maler und Bildhauer Nackte mit einem Feigenblatt, als Verweis auf diese Bibelstelle.

Feiges Wurzeln

Schon im ersten Jahrhundert nach Christus wurden im westlichen Mittelmeerraum bis zu dreissig Sorten Feigen angebaut. Heute wir die Feige in vielen Ländern – auch in Österreich – angepflanzt. Hauptproduzenten sind aber Länder wie die  Türkei, Griechenland, Spanien, Italien, Marokko und Portugal.

Sinnliche Tatsachen

Feigenbäume werden alt (bis zu 100 Jahre) und hoch (bis zu 30m). Der Baum der Erkenntnis lässt sich in männlich und weiblich unterteilen, wobei nur die weiblichen Pflanzen Früchte hervorbringen können. Die meisten Feigen blühen bis zu dreimal im Jahr. Frühfeigen, auch „Flori di Rico“ genannt, werden von April bis Juni geerntet und sind die wohlschmeckendsten. Die Sommerfeigen bekommt man von Juni bis September, werden „Pedagnuoli“ genannt und liefern die größten Erträge. Am qualitativ minderwertigsten sind die Spätfeigen oder „Cimaruoli“, die zwischen Oktober und Jänner reifen. Die Sortenvielfalt ist enorm. Man geht von unfassbar 700 Sorten Essfeigen weltweit aus, die nach verschiedensten Kriterien klassifiziert werden.

Vielseitige Früchte

Die Feige ist viel zu lecker, um sie Adam und Eva zu überlassen. Besonders am Ende des Sommers sind die Früchte an Saftigkeit und intensivem Aroma nicht zu überbieten. Neben einer großen Menge Vitamin C und Mineralien beinhaltet sie auch essenzielle Aminosäuren.
Richtig reif ist eine Feige, wenn der Stiel trocken und die Schale etwas verschrumpelt ist und die Frucht „weint“ – am Blütenansatz bildet sich dann ein sogenannter Honigtropfen.

Verwendet wird die biblische Frucht auf vielfältige Art. Süß oder pikant, roh oder gebraten, mit (nur, wenn sie frisch und unbehandelt sind) oder ohne Schale. Eine Zubereitung aus gleichen Teilen Feigen, Mandeln, Pistazien, Zucker und einer Prise Kardamom und Safran, teigig verarbeitet mit Pflanzenmilch, gilt als Aphrodisiakum.

Im asiatischen Raum wird die Feige auch für medizinische Zwecke genutzt. Der milchige Saft aus unreifen Früchten sollen gegen Warzen wirken (einreiben), das frische Feigenfruchtfleisch auf  das Zahnfleisch rund um einen schmerzenden Zahn aufgetragen, soll Schmerzen lindern.
Fazit: Die Feigen sind mehr als biblische Bekleidungsstücke und bereichern eine abwechslungsreiche Obstküche ungemein.

Das Rezept: Himmlisch fruchtige Feigentaschen

(Foto: Jochen Russmann)

Zutaten für einen romantischen Abend zu zweit

  • 2 frische Feigen
  • 50 g gehackte Mandeln
  • 25 g vegane Butter
  • 30 g Vollrohrzucker
  • 1 veganer Blätterteig (z.B. JaNatürlich Dinkelblätterteig)
  • 1 Msp Vanillepulver
  • 1 m Spagat (oder fester Garn)
  • etwas Staubzucker

Feigen in kleine Würfel schneiden und die Mandeln goldbraun anrösten.
Die vegane Butter in einer Pfanne zerlassen und den Zucker unter ständigem Rühren zugeben, bis er karamellisiert. Feigen, Mandeln und Vanillepulver dazumengen und 2-3 Minuten brutzeln lassen (rühren nicht vergessen!).

Den Blätterteig in 4 gleich große Stücke teilen und jeweils gut einen Esslöffel Fülle darauf geben. Die Teigstücke zusammenfassen und mit einem Stück Spagat zu einem Säckchen binden.

Die Täschchen auf ein mit Backpapier bedecktes Blech setzen und für 20 Minuten bei 200 °C backen.

Die fertigen Feigentaschen auf Teller transferieren und mit etwas Staubzucker bestreuen.
Dazu passt herrlich frische Vanillesauce!

Michaela Russmann liebt die gesunde und vegane Küche. Ganz unter dem Motto HealthUpYourLife bietet sie Workshops, Seminare und Einzelcoachings zum Thema „Vegane Rohkost im Alltag“ an. „Nichts fühlt sich besser an, als gesund zu sein“, sagt die Ernährungssoziologin Russmann und zaubert Gerichte weit weg von Gurkenscheiben und Karottensticks. Die Vielfalt der veganen Möglichkeiten zeigt sie in ihren zahlreichen Rohgenuss-Kochbüchern und Workshops.

Die Serie: In unserer Serie stellt Michaela Russmann ein jeweils zum Monat passendes saisonales Gemüse, Obst oder Getreide vor. Darunter finden sich auch alte Sorten und Raritäten. Diese sind nicht nur für unsere Umwelt gut, sondern auch für unsere Gesundheit und nicht zuletzt unseren Gaumen.

Alte Sorten gibt es meist nicht im Supermarkt um die Ecke. Genau darum geht es: Der Garten von Mutter Erde hält soviel mehr an Vielfalt bereit als die wenigen, hochgezüchteten, oft auch noch importierten Sorten, die es weiträumig zu kaufen gibt. Wir glauben, dass der Pflanzenanbau der Zukunft sich wegbewegen muss vom Monokultur-Anbau weniger Allerweltssorten hin zur biologischen Anbauweise vieler, regional unterschiedlicher Sorten. Und wir glauben, dass zu einer ausgewogenen, abwechslungsreichen und spannenden pflanzlichen Ernährung diese vielfältigen Pflanzenarten dazu gehören. Deshalb möchten wir sie dir mit dieser Serie nahe bringen. Auch weil die Nachfrage das Angebot bestimmt.

Bezugsquellen: Michaela Russmann verwendet meist Obst und Gemüse, das saisonal erhältlich ist. Die Sortenraritäten gibt es in manchen Bioläden, als Ernteanteil bei Solidarischen Landwirtschaften, auf Bauernmärkten und bei den Kooperationspartnern des Vereins Arche Noah, der sich um den Erhalt der Sortenraritäten kümmert.

Artikel teilen:
Profilbild
Ein Artikel von Michaela Russmann
veröffentlicht am 10.08.2021
Michaela Russmann liebt es zu kochen und hält insbesondere zum Thema Rohkost Workshops und Seminare ab. Darüber hinaus veröffentlichte sie etliche Kochbücher wie "...aber vegan", "Die vier Jahreszeiten" oder "Jeder Tag ein Fest". Infos unter rohgenuss.at.
DSGVO Cookie-Einwilligung mit Real Cookie Banner