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Gütesiegel für Fisch: nachhaltig und tierfreundlich?

Achtung, dieser Post ist bereits aus dem Jahr 2018. Einige Informationen könnten veraltet sein.
Acht Kilo Fische essen ÖsterreicherInnen in etwa pro Jahr. Das ist wenig verwunderlich. Wird der Fisch-Konsum doch oftmals als gesund angepriesen. Doch werden auch Stimmen lauter, die die Schattenseiten der Fischerei aufzeigen. Diese sind das Leiden und Sterben der betroffenen Fische und aller Beifangtiere, die Zerstörung ganzer Ökosysteme durch Leerfischung und bestimmte Fangtechniken sowie die Gefahren durch Geisternetze und Aquakulturen.
Fisch-Gütesiegel

(Foto: Pixabay, Laborratte)

Fisch-Gütesiegel

Um weiterhin Fische und Fischprodukte an die KonsumentInnen zu bringen, wurden Siegel entwickelt, die eine gewisse Nachhaltigkeit garantieren sollen. So sollen z. B. Fischarten nicht ausgerottet werden, andere Fische und Meeressäuger nicht als Beifang enden oder klein strukturierte Fischerei per Hand unterstützt werden.

Zu den bekanntesten zählen die Gütesiegel Dolphin Safe, Marine Stewardship Council und Aquaculture Stewardship Coucil, Friend of the Sea und das Naturland-Siegel. Daneben werden auch die Einkaufsratgeber von Greenpeace und diversen Verbraucherportalen immer wieder aufgegriffen.

Dolphin Safe

Für viele begann der Zeitpunkt die Fischerei kritischer zu hinterfragen, als Ende der 80er Jahre bekannt wurde, dass Delfine als Beifang in den Netzen der Fischerei-Industrie sterben. Besonders Thunfisch und Produkte daraus gelangten in die Kritik, sodass die Erzeugung reagieren musste. Ein Siegel wurde kreiert: Dolphin Safe. Es wurde erstellt, um das Gewissen zu beruhigen und den Verkauf von Thunfisch zu sichern. Das Siegel jedoch sagt nichts über viele andere Tiere (z. B. Haie) als Beifang aus, ob Thunfische durch den Fang an die Grenze des Aussterbens gedrängt werden, welche Fangmethoden verwendet wurden und wie und wie lang die gefangenen Thunfische und der Beifang leiden müssen.

Fisch-Gütesiegel

Thunfischfang als Falle, nicht nur für Delfine (Foto: Pixabay, WikiImages)

Marine Stewardship Council (MSC)

Das bekannteste Label ist wohl das Marine Stewardship Council, kurz (MSC), klebt es doch auf nahezu jedem Produkt. Wie sinnvoll ein Siegel ist, welches so verbreitet ist, ist fraglich. Das Siegel wurde 1996 in Kooperation des WWF  mit dem Nahrungsmittelgiganten Unilever gegründet, um Fischerei nachhaltiger zu machen. Greenpeace kritisiert an diesem Siegel, dass Fischerei-Unternehmen schon zertifiziert werden, bevor sie deutliche Besserungen ihres Systems aufzeigen, der Beifang nicht streng reglementiert ist, die Fangmethoden zerstörerisch sein können und auch überfischte Bestände mit Siegel gejagt werden dürfen.

Aquaculture Stewardship Coucil (ASC)

Als Geschwister des MSC könnte man wohl das Aquaculture Stewardship Coucil (ASC) bezeichnen. Es wurde 2010 vom WWF und der niederländischen “Sustainable Trade Initiative” gegründet, um die Fischzucht nachhaltiger zu gestalten. Es gibt Zuchtstandards für Abalone, Forelle, Garnele, Lachs, Muscheln, Pangasius und Tilapia. Beim ASC sieht Greenpeace viele der üblichen Aquafarming-Probleme, wie die Fütterung der gefangenen Fische mit Wildfischen und die Medikamente, die die Tiere erhalten.

Friend of the Sea

Das Friend of the Sea-Siegel soll sowohl Fische, als auch ihre Produkte aus Wildfang und Aquakultur als nachhaltig zertifizieren. Während die Naturschutzorganisation NABU das Siegel lobt und nur die nicht ausreichende Transparenz bemängelt, findet Greenpeace weitere Kritikpunkte, wie zerstörerische Fangmethoden und schwammige Richtlinien, sowie nicht zwingend erforderliche Empfehlungen.

Naturland-Richtlinien

Naturland hat Richtlinien für nachhaltige Fischerei aufgestellt. Diese umfassen die Zweige Aquakultur und Wildfang. In der Aquakultur soll z. B. die Besatzdichte niedriger als in anderen Betrieben sein und weniger Antibiotika eingesetzt werden. Die Regeln für den Wildfang sollen die Nachhaltigkeit garantieren. Sieht man sich jedoch die einzelnen Projekte an, verwundert, dass auch der Fang mit dem Grundschleppnetz für Naturland akzeptabel ist. Grundschleppnetze fegen über den Meeresgrund und zerstören so komplette Lebensräume.

Fazit

Neben der Tatsache, dass mit oben genannten Labeln versehene Fische und Produkte aus ihnen wohl lange nicht so nachhaltig sind, wie KonsumentInnen es sich wünschen würden, befasst sich keines von ihnen mit dem Leid des jeweils betroffenen Fisches (oder anderen Tieres). Da auch Fische Schmerzen empfinden können, ist auch dies ein Punkt, der bei der Frage „Fisch essen, ja oder nein?“ eine Rolle spielt.

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Ein Artikel von Hella
veröffentlicht am 4.12.2018
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