Lebensmittelversorgung neu, Teil 3: Greißlereien
Setzt sich die Tradition durch?
Die kleinen, meist am Stadtrand oder auch im Zentrum gelegenen Läden sind Erbstücke aus einer anderen, vergangenen Zeit, als es so etwas wie Supermarktkonzerne noch nicht gab. Sie stellten damals einen wichtigen Treffpunkt für ein Gretzel dar. Man kaufte nicht nur ein, sondern tauschte sich über die neuesten Geschehnisse aus. Als sich Anfang der 90er Jahre Supermarktketten etablierten, wurden die kleinen Lebensmittelgeschäfte verdrängt. Sie konnten mit den niedrigen Lebensmittelpreisen der profitorientierten Konzerne unmöglich mithalten. Dies verursachte ein Greißlersterben in Österreich, die Tradition konnte sich nicht mehr am Leben halten. Die Zahl der der kleinen Läden minimierte sich rasant und viele von ihnen waren für immer verschwunden: Im Jahr 1983 konnten noch 850 Greißler in Wien gezählt werden, 2007 nur mehr 300 (Die Presse). Seit 2009, jedoch, gibt es wieder einen Aufwärtstrend und damit Hoffnung. Menschen lernen, die altbewährte Tradition wieder wertzuschätzen. Heute kann sich der übriggebliebene Rest an Greißlern und Bauernläden mit speziellen Angeboten und Dienstleistungen gegenüber den undurchsichtigen und vor allem unübersichtlichen Supermärkten behaupten.
Regional – saisonal – biologisch
Zu den eben genannten Besonderheiten dieser kleinen Geschäfte zählen nicht nur Übersichtlichkeit, sondern etwa auch der persönliche Kontakt zwischen KonsumentInnen und VerkäuferInnen. Da zusätzlich meist ein persönlicher Kontakt etwa zwischen einem Gemüsebauern und dem Verkäufer bzw. der Verkäuferin besteht, kann genauestens Auskunft über die angebotenen Produkte gegeben werden, sprich über Herkunftsregion, den Betrieb selbst und die Menschen, die dahinter stehen. So gesehen sind Greißerläden eine Kontakt – und Auskunftsstelle zwischen Produzenten und KonsumentInnen. Beide können sich darauf verlassen, dass sie fair behandelt werden. StädterInnen haben also die Möglichkeit regionale, saisonale und oft auch biologische Bauernhofprodukte zu kaufen, ohne dabei einen weiten Weg zurücklegen zu müssen. Kleinbauern finden damit ihre Absatzstellen. Greißlerläden sind Nahversorger und eine Alternative zum Ab-Hof-Verkauf. Oft locken sie mit speziellen „Schmankerln“, wie zum Beispiel:
- Catering
- Bestellungen auf persönlichen Wunsch
- Essenslieferung an ältere Personen
- Imbiss oder einfach Jause zum Mitnehmen
- frisch gekochte Mittagsmahlzeit
- Webshop
Darf’s ein bisserl weniger sein?
In Supermärkten werden oft nur sehr große Mengen angeboten, wie etwa 2 Kilo Erdäpfel. Was, wenn allerdings nur 4 Stück gebraucht werden? Greißlerläden machen’s möglich: Hier kann nach Stückzahl oder beliebiger Menge eingekauft werden. Dadurch wird nur das gekauft, was auch wirklich notwendig ist, die Lebensmittel werden nicht schlecht und schlussendlich nicht halboffen oder ungebraucht weggeworfen. Außerdem wird in Greißlereien mit viel weniger Verpackungsmaterial (v.a. Plastik) gearbeitet. KäuferInnen können sogar ihre eigenen Gefäße mitbringen und diese befüllen (lassen). Weniger oder wiederverwendbares Verpackungsmaterial bedeutet auch weniger Abfall insgesamt. Gerade Plastikabfälle sollten vermieden werden – ein Trend, der in Supermärkten kaum oder nur vereinzelt stattfindet.
Letztlich können Greißler – oder Bauernläden Lebensmittel, die am Ende des Tages übrigbleiben, entweder etwa zu Chutneys, Marmeladen oder Kompotten weiterverarbeiten oder sie an Obdachlosennetzwerke (Wiener Tafel – Verein für sozialen Transfer) weitergeben.
Fazit
Greißerläden sind hoch im Trend und für alle Altersklassen, Gesellschaftsschichten und Lebensstile interessant und stellen eine leistbare Option dar, an gesunde Lebensmittel zu kommen. StädterInnen erfahren mehr über Produzentenbetriebe auf dem Land und haben natürlich auch die Möglichkeit diese zu besuchen. Außerdem basiert hier das Einkaufen auch auf Vertrauen zu Verkäuferin bzw. Verkäufer. Kleinbauern sind stark im Sortiment vertreten. Verpackungsmaterial wird wenn, dann nur vereinzelt verwendet.
Weitere Artikel dieser Reihe
- Teil 1: Einführung
- Teil 2: Solidarische Landwirtschaft
- Teil 3: Greißlereien und Bauernläden
- Teil 4: Biokisten
- Teil 5: Foodcoops
- Teil 6: Selbsternte
2 Kommentare
Im 21. Bezirk gibt es einen Hofladen, der auch mehr wie ein Greißler wirkt und am Do. und Fr. geöffnet hat!
Name: nakobi (man findet e die Homepage im Internet)
lg
Liebes animalfair Team!!!
..was für eine Freude!!! Danke für das Erwähnen in eurem tollen Bericht!!!
Habt einen super sonnigen Tag und liebe Grüße-Karin im Namen des gesamten TEAMS :-)